Islam
Der Islam ist eine monotheistische Weltreligion, die im 7. Jahrhundert n. Chr. auf der Arabischen Halbinsel entstand. Mit über 1,9 Milliarden Anhängern ist er nach dem Christentum die zweitgrößte Religion der Welt. Der Islam versteht sich als Fortsetzung und Vollendung der abrahamitischen Religionen Judentum und Christentum. Die Anhänger des Islam werden Muslime genannt; sie glauben an den einen Gott (Allah) und daran, dass Mohammed sein letzter und abschließender Prophet ist.
Entstehung und Geschichte
Der Islam entstand im frühen 7. Jahrhundert im heutigen Saudi-Arabien. Der Prophet Mohammed (um 570–632) wurde in Mekka geboren und erhielt nach islamischem Glauben im Alter von 40 Jahren die ersten Offenbarungen durch den Engel Gabriel. Diese Offenbarungen wurden über etwa 23 Jahre hinweg übermittelt und später im Koran, der heiligen Schrift des Islam, gesammelt.
Mohammeds Lehren stießen zunächst auf Widerstand, führten aber nach der Auswanderung (arabisch: Hidschra) nach Medina im Jahr 622 zur Gründung einer religiösen und politischen Gemeinschaft. Dieses Ereignis markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Nach Mohammeds Tod im Jahr 632 dehnten seine Nachfolger, die Kalifen, das islamische Reich rasch über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, Spaniens, Zentralasiens und später auch Indiens und Südostasiens aus.
In der Folgezeit entwickelten sich verschiedene Strömungen im Islam, insbesondere die Sunniten und Schiiten, deren Unterscheidung vor allem auf die Frage der rechtmäßigen Nachfolge Mohammeds zurückgeht. Die islamische Welt war jahrhundertelang ein bedeutendes Zentrum für Wissenschaft, Medizin, Architektur und Philosophie – etwa während des sogenannten "Goldenen Zeitalters" unter den Abbasiden im 8. bis 13. Jahrhundert.
Glaubensinhalte
Zentrales Bekenntnis im Islam ist der Glaube an den einen, allmächtigen und barmherzigen Gott (Allah), der weder gezeugt wurde noch zeugt. Muslime sehen sich in der Tradition der Propheten Adam, Noah, Abraham, Mose und Jesus – die alle als Gesandte Gottes gelten, deren Botschaft jedoch im Islam als durch Mohammed vollendet betrachtet wird.
Die religiöse Praxis beruht auf den sogenannten fünf Säulen des Islam:
- Schahada – Das Glaubensbekenntnis
- Salat – Das fünfmalige rituelle Gebet am Tag
- Zakat – Die Pflicht zur Abgabe für Bedürftige
- Sawm – Das Fasten im Monat Ramadan
- Hadsch – Die Pilgerfahrt nach Mekka
Der Koran und weitere Quellen
Der Koran gilt als das unverfälschte Wort Gottes und wurde im klassischen Arabisch verfasst. Er besteht aus 114 Suren (Kapiteln) unterschiedlicher Länge. Neben dem Koran sind auch die Hadithe (Überlieferungen über Aussprüche und Handlungen des Propheten) sowie die Sira (biografische Texte über Mohammed) wichtige Quellen für religiöse Praxis und Rechtsprechung im Islam.
Rechtsschulen und Strömungen
Im sunnitischen Islam gibt es vier große Rechtsschulen (Madhhab), die jeweils unterschiedliche methodische Ansätze bei der Auslegung religiöser Texte vertreten: Hanafi, Maliki, Schafi'i und Hanbali. Der schiitische Islam hat eigene Rechtstraditionen, unter anderem die Dschafari-Schule.
Neben Sunniten und Schiiten gibt es weitere Richtungen wie Sufismus (islamische Mystik), Alevitentum und Ibaditen, die jeweils eigene theologische und kulturelle Ausprägungen besitzen.
Verbreitung und gesellschaftliche Rolle
Der Islam ist heute weltweit verbreitet, insbesondere in Nordafrika, dem Nahen Osten, Südasien und Südostasien. Die größten muslimischen Bevölkerungen finden sich in Indonesien, Pakistan, Indien, Bangladesch, Ägypten, Nigeria und der Türkei.
In vielen Ländern prägt der Islam das soziale und kulturelle Leben. Gleichzeitig bestehen sehr unterschiedliche Auffassungen über die Rolle der Religion im Staat – vom säkularen Modell bis zur islamischen Gesetzgebung (Scharia) als staatlichem Rechtssystem.
Der Islam in Europa
In Europa ist der Islam vor allem durch Einwanderung präsent. In Deutschland leben nach Schätzungen etwa fünf bis sechs Millionen Muslime, hauptsächlich mit türkischen, arabischen oder bosnischen Wurzeln. Der Islam ist seit einigen Jahrzehnten Teil der öffentlichen und politischen Diskussion, insbesondere im Zusammenhang mit Integration, Religionsfreiheit und gesellschaftlichem Zusammenleben.