Jesus von Nazaret
Jesus von Nazaret (aramäisch: Jeschua), (* zw. 4 und 7; † zw. 30 und 33). Jüdischer Wanderprediger aus Galiläa, der von Christen und Moslems als Prophet und von den ersteren darüber hinaus als Gottes Sohn und Gott (s. Trinität) verehrt wird. Die Person des Jesus nimmt die zentrale Stellung im Christentum ein. Auf Befehl des Präfekten von Judäa Pontius Pilatus wurde Jesus gekreuzigt. In der christlichen Religion soll er drei Tage nach seinem Tod auferstanden sein. Die Kreuzigung und das Leiden des Jesus bilden den Kern des Christentums.
Jesus war als Jude geboren. Allerdings lehnt ihn das Judentum, in dessen Kontext er auftrat, ab. Im Islam hingegen, wo er im Koran als Isa ibn Maryam (Jesus Sohn der Maria) genannt wird, gilt er als ein Prophet.
Über die Person Jesu existierten zu seinen Lebzeiten so gut wie gar keine schriftlichen Zeugnisse. Auch der Tag seiner Geburt sowie das Jahr waren bereits den Urchristen unbekannt. Das Jahr 1 als das Jahr seiner Geburt beruht auf einem Rechenfehler. Die frühsten Texte werden erst auf 20 Jahre nach seinem Tod datiert. Die meisten Schriften, aus denen das Neue Testament zusammengestellt wurde, entstanden zwischen den Jahren 80 und 130. Dies macht es besonders schwer, historische Tatsachen von den verzerrten bis gar mystischen Überlieferungen zu unterscheiden.
Aussehen
In der Kunst existiert ein einheitlicher Prototyp des Jesus Christus - er wird stets als bärtiger, dürrer Mann mit einem schmalen Gesicht und langen Haaren dargestellt mit einem fast klassisch-europäischen Aussehen. Wann und wie sich diese Darstellung durchsetzte, ist nicht genau bekannt. Niemand weiß mit Sicherheit, wie Jesus ausgesehen hat. Sicher ist - das Bild, das wir von ihm kennen, kann nicht richtig sein. Die meisten antiken Büsten aus der Jesu-Zeit zeigen Männer mit kurzen Haaren. Es war damals nicht üblich für einen Mann, lange Haare zu haben. [1] Das lange Haar könnte aus der Vorstellung her rühren, dass Jesus den asketischen Nasiräern angehört haben soll, die unter anderem ein Gelübde ablegten, sich niemals die Haare zu schneiden. Die Nasiräer durften jedoch keinen Alkohol trinken. Wie wir aber aus der Bibel wissen, trank Jesus Wein. Es ist deswegen unwahrscheinlich, dass er Nasiräer war. Einen Aufschluss über die Wandlung seines Aussehens liefern die von den Urchristen angefertigten Fresken in Katakomben des Roms. Während noch bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts die Darstellung des Jesus in antiker Tradition gehalten wird und sein Aussehen nicht viel mit der uns gewohnten Gesichtszügen gemein hat, setzt sich ab dem 4. Jahrhundert langsam das uns vertraute Bild eines bärtigen, schmallgesichtigen Mannes mit langen Haaren durch. Diese Gesichtszüge sind auch auf dem Grabtuch von Turin zu finden. Mehrere Untersuchungen zeigen jedoch, dass es sich bei dem vermeintlichen Leichentuch vermutlich um eine Fälschung aus dem Mittelalter handelt. Wahrscheinlich sah Jesus wie der Durchschnittsmann der damaligen Zeit semitischer Herkunft aus. Die Details werden wir wohl nie erfahren.
Historizität
Manche Wissenschaftler, wie beispielsweise der US-amerikanische Historiker und Philosoph Will Durant, bestreiten die Existenz der historischen Person Jesus Christus. [2] Seine und von anderen Wissenschaftlern ähnlich geäußerte Thesen basieren auf dem völligen Fehlen von Zeitzeugen, dem Fehlen von direkten archäologischen Nachweisen, dem Fehlen von antiken Texten, die Jesus in irgendeiner Form erwähnten, sowie auf der Ähnlichkeit der frühchristlichen Elementen mit den damals vorherrschenden Vorstellungen von Religion und Mythologie. [3] Erst ca. 40 Jahre nach dem Tod des Jesus erwähnten ihn nichtchristliche Autoren erstmals. "Der dialektische Prozess, dessen Folge die Theorie "Christos - Mythos" sich selbst diskreditiert, basiert auf der einfachen Tatsache, dass Sie diese Theorie ohne einer falschen Handhabung mit den Fakten nicht beweisen können." [4]
Die urchristlichen Autoren sowie alle Historiker und Chronisten der damaligen Zeit neigten zur narrativen, beschönigenden Erzählweise. Biografisch exakte Tatsachen lassen sich nur schwer rekonstruieren. Trotz der mangelnden Informationen über die historische Person des Jesus und dem Fehlen selbstüberlieferten Aufzeichnungen, gehört Jesus von Nazaret zweifellos zu den einflussreichsten Menschen der Geschichte.
Die theologische Lehre, die sich mit dem Leben und Wirken des Jesus befasst, heißt Christologie.
Literatur
- Jesus von Nazareth: Archäologen auf den Spuren des Erlösers. Michael Hesemann, Sankt Ulrich Verlag, 2009
- Jesus: Die Geschichte eines Menschen. Paul Verhoeven, Pendo, 2009
- Die Jesusgeschichte des Matthäus, Ulrich Luz, Neukirchener, 2008
- Jesus und die Archäologie Galiläas, Carsten Claußen und Jörg Frey, Neukirchener, 2008
- Die sieben letzten Tage Jesu: Die archäologischen Tatsachen. Shimon Gibson, Beck, 2010
- Jesus ausgraben. Zwischen den Steinen - hinter den Texten. John D. Crossan und Jonathan L. Reed, Patmos, 2003
Quellennachweise
- ↑ gutenachrichten.org - Wie sah Jesus wirklich aus?
- ↑ Kulturgeschichte der Menschheit 7 : Caesar und Christus 1., Will Durant, Lausanne : Ed. Rencontre, 1965
- ↑ Siehe Weihnachten – Christi Geburt oder heidnischer Aberglaube? (Mithraskult)
- ↑ Christianity and the Nature of History, Herbert George Wood, Cambridge University Press. — P. 54.
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