Byzantinisches Reich
(griech. Βασιλεία τῶν Ῥωμαίων "Reich der Römer" oder kurz Βυζάντιο[ν] Byzándio[n])
Das Byzantinische Reich (kurz Byzanz) war ein Kaiserreich im östlichen Mittelmeerraum, das sich nach der Reichsteilung des Römischen Reiches 395 in West- und Ostrom mit dem Regierungssitz in Konstantinopel (heute Istanbul) herausbildete. Das Byzantinische Reich war keine Neugründung im eigentlichen Sinn, sondern die Fortsetzung des oströmischen Staates. Die Bürger von Byzanz verstanden sich als Römer und nannten sich Ρωμαίοι Rhomaioi, obwohl die Sprache und Kultur griechisch waren. Die Bezeichnungen byzantinisch oder Byzantiner sind neuzeitliche Kunstwörter. Das Byzantinische Reich bestand bis zur Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453.
Zeitleiste
Das Oströmische Reich
- 325 - 330: Kaiser Konstantin baut die griechische Stadt Byzantion aus und benennt sie nach sich selbst Konstantinopel.
- 395: Teilung des Imperium Romanum in eine westliche und eine östliche Hälfte.
- 378: In der Schlacht von Adrianopel erleidet das oströmische Heer eine schwere Niederlage gegen die Goten.
- 467/68: Eine oströmische Flottenexpedition gegen die Vandalen zur Unterstützung Westroms.
- 480: Der letzte legitime Kaiser des weströmischen Reiches Julius Nepos wird ermordet. Der Ostkaiser wird de iure alleiniger Herr über das Gesamtreich. Die meisten Germanenreiche erkennen den oströmischen Kaiser an.
- 537: Die Hagia Sophia wird erbaut. Für lange Zeit bleibt das Bauwerk die größte Kirche der Christenheit und gilt als der letzte große Bau des Altertums.
- bis 565: Unter Kaiser Justinian I., der als letzter römischer Kaiser Latein als Muttersprache sprach, werden große Teile des alten Römischen Imperiums zurückerobert (Justinianische Restauration). Ostrom wird für kurze Zeit wieder ein Weltreich.
- 568: Langobarden besetzen große Teile Italiens.
- 603: Der sassanidische Großkönig Chosrau II. übernimmt zeitweilig die Herrschaft über die meisten östlichen Provinzen. Bis 620 erobert er die reichsten oströmischen Provinzen Ägypten und Syrien.
- 626: Perser und Awaren belagern Konstantinopel, können aber abgewehrt werden.
- 627: Das Sassanidenreich schließt nach der Schlacht bei Ninive Frieden mit Ostrom.
- 629: Der Kaiser Herakleios legt den lateinisch-römischen Titel Imperator ab und bezeichnet sich fortan Basileus. Griechisch wird zur offiziellen Sprache des Reiches. Herakleios gilt als letzter oströmischer und erster byzantinischer Kaiser.
Mittelbyzantinische Zeit
- 636: Die Byzantiner unterliegen den Muslimen in der Schlacht am Jarmuk und verlieren große Teiles des südöstlichen Reiches. Bis 642 verliert Byzanz Syrien und Palästina. Im Zuge der islamischen Expansion gehen rund zwei Drittel des Reiches verloren.
- 674–678: Die Araber belagern Konstantinopel, können die Stadt u.a. durch den Einsatz einer neuen byzantinischen Waffe "Griechisches Feuer" nicht einnehmen.
- 717-718: Eine erneute Belagerung Konstantinopels durch die Araber. Auch diese Belagerung scheitert. Die Araber verlieren fast die gesamte Flotte und ziehen sich endgültig vom Bosporus zurück.
- 726–843: Byzantinischer Bilderstreit
- 740: Niederlage der Araber in der Schlacht bei Akroinon. Die islamische Expansion kommt im Osten für mehrere Jahrhunderte zum Stehen. Die Araber werden aus Kleinasien vertreiben.
- 860: Erster Flottenangriff der warägischen Rus auf Konstantinopel.
- 865: Die Rus greifen zum zweiten Mal Konstantinopel an.
- 1018: Bulgarien wird eine byzantinische Provinz.
- 1071: Die seldschukischen Türken schlagen die Byzantiner in der Schlacht von Manzikert und öffnen den Weg für ihre Ansiedlung in Anatolien.
- 1095: Der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos richtet sich wegen der ständigen Bedrohung seines Reiches durch die Seldschuken hilfesuchend an Westeuropa und bricht damit ungewollt den Ersten Kreuzzug hervor.
- 1176: Die Byzantiner unterliegen in der Schlacht von Myriokephalon den Rum-Seldschuken und müssen große Gebiete in Kleinasien einbüßen. Die Türken setzen sich in Anatolien endgültig fest.
- 1186: Bulgarien fällt von Byzanz ab. Ende der byzantinischen Vorherrschaft auf dem Balkan.
- 1204: Im Zuge des Vierten Kreuzzugs eroberten und plünderten die Kreuzfahrer Konstantinopel und gründeten das kurzlebige Lateinische Kaiserreich. Es entstehen drei byzantinische Exilreiche: das Kaiserreich Nikaia, das Despotat Epirus und das Kaiserreich Trapezunt.
Spätbyzantinische Zeit
- 1261: Rückeroberung Konstantinopels durch die Armee des byzantinischen Exilreiches Nikaia und Wiederherstellung des byzantinischen Reiches.
- 1321-1347: Innerpolitische Kämpfe und damit verbundene Bürgerkriege erschüttern das Fundament des Staates.
- 1347-1353: Infolge der großen Pestpandemie wird das Reich stark geschwächt.
- 1360er Jahre: Die Osmanen erobern das byzantinische Thrakien.
- 1453: Der osmanische Sultan Mehmed II. erobert Konstantinopel. Der letzte byzantinische Kaiser Konstantin XI. stirbt während der Kämpfe um die Stadt. Ende des byzantinischen Reiches als politische Einheit.
- 1460: Die Osmanen erobern das byzantinische Despotat Morea
- 1461: Eroberung des Kaiserreichs Trapezunt durch die Osmanen. David Komnenos, der letzte Kaiser von Trapezunt wird mit den männlichen Mitgliedern seiner Familie zwei Jahre später hingerichtet.