Westgoten: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki.sah
(Die Seite wurde neu angelegt.)
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 24: Zeile 24:


Die Erinnerung an die Westgoten blieb insbesondere in Spanien lebendig. In der mittelalterlichen Geschichtsschreibung galten sie häufig als Vorfahren der christlichen Reiche der [[Reconquista]]. Ihr Erbe wurde sowohl kulturell als auch rechtlich in die nachfolgenden Jahrhunderte hinein bewahrt.
Die Erinnerung an die Westgoten blieb insbesondere in Spanien lebendig. In der mittelalterlichen Geschichtsschreibung galten sie häufig als Vorfahren der christlichen Reiche der [[Reconquista]]. Ihr Erbe wurde sowohl kulturell als auch rechtlich in die nachfolgenden Jahrhunderte hinein bewahrt.
----
'''Pfad: [[Hauptseite|Home]] / [[Geschichte]] / [[Listen (Geschichte)|Listen]] / [[Völker und Volksstämme der Geschichte]] / {{PAGENAME}}'''
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Völker]]

Version vom 11. Mai 2025, 13:55 Uhr

Die Westgoten (lat. Visigothi) waren ein germanisches Volk, das sich im Laufe der Spätantike und des Frühmittelalters einen bedeutenden Einflussraum in Europa erarbeitete. Ursprünglich waren sie Teil der Goten, die sich später in Ost- und Westgoten aufteilten. Die Westgoten spielten eine zentrale Rolle beim Untergang des Weströmischen Reiches und prägten die Geschichte des frühmittelalterlichen Europas maßgeblich.

Ursprünge und Wanderungen

Die Westgoten stammten vermutlich aus dem skandinavischen Raum und siedelten sich zunächst im Gebiet des heutigen Polen an. Im 3. Jahrhundert wanderten sie in den Donauraum und stießen dort auf das Römische Reich. Unter der Führung von König Alarich I. plünderten sie 410 n. Chr. Rom und etablierten sich anschließend in Südfrankreich und Spanien. Diese Wanderbewegungen waren Teil der sogenannten Völkerwanderung, die die politische und gesellschaftliche Landschaft Europas nachhaltig veränderte.

Die Westgoten gründeten im 5. Jahrhundert zunächst ein Reich in Aquitanien, bevor sie durch die Franken nach Süden abgedrängt wurden. Unter König Eurich (466–484) festigten sie ihre Herrschaft in Südgallien und begannen mit der Expansion auf die Iberische Halbinsel. Dort bildeten sie das Westgotenreich, das bis ins frühe 8. Jahrhundert bestand.

Das Westgotenreich in Spanien

Das Westgotenreich entwickelte sich ab dem späten 5. Jahrhundert zur dominierenden Macht auf der Iberischen Halbinsel. Hauptstadt wurde zunächst Toulouse, später verlegte König Leovigild die Residenz nach Toledo. Unter König Reccared I. (586–601) erfolgte die Konversion vom Arianismus zum katholischen Christentum, was die Westgoten stärker mit der einheimischen Bevölkerung verband.

Die politische Struktur des Reiches war monarchisch, jedoch häufig von Machtkämpfen und inneren Konflikten geprägt. Die Westgotenkönige stützten sich auf eine aristokratische Oberschicht und kirchliche Würdenträger. Die Westgotenrechtssammlung Lex Visigothorum (auch Liber Iudiciorum) von 654 stellte eine bedeutende Grundlage für die Rechtsprechung im Reich dar und galt auch nach dem Untergang der Westgotenherrschaft als prägend.

Untergang und Nachwirken

Im Jahr 711 begann der Niedergang des Westgotenreichs mit der islamischen Expansion. In der Schlacht am Río Guadalete unterlag König Roderich den Truppen des Umayyadenreiches. Innerhalb weniger Jahre eroberten die Mauren den größten Teil der Iberischen Halbinsel, womit die westgotische Herrschaft faktisch endete.

Trotz des schnellen Niedergangs hinterließen die Westgoten bleibende Spuren in der europäischen Geschichte. Ihre Gesetzgebung und Verwaltungspraxis beeinflussten die nachfolgenden christlichen Reiche auf der Iberischen Halbinsel. Auch kulturell wirkten die Westgoten nach, insbesondere durch die Verschmelzung germanischer und römischer Elemente.

Bedeutung und Vermächtnis

Die Westgoten spielten eine bedeutende Rolle in der Übergangszeit von der Antike zum Mittelalter. Sie trugen zur Herausbildung neuer politischer Strukturen bei und waren ein Bindeglied zwischen dem zerfallenden Römischen Reich und den sich entwickelnden frühmittelalterlichen Reichen. Ihre Assimilation in die romanisch geprägte Bevölkerung Spaniens trug langfristig zur kulturellen Prägung der Region bei.

Die Erinnerung an die Westgoten blieb insbesondere in Spanien lebendig. In der mittelalterlichen Geschichtsschreibung galten sie häufig als Vorfahren der christlichen Reiche der Reconquista. Ihr Erbe wurde sowohl kulturell als auch rechtlich in die nachfolgenden Jahrhunderte hinein bewahrt.


Pfad: Home / Geschichte / Listen / Völker und Volksstämme der Geschichte / Westgoten