Viktor Frankl
Viktor Frankl (1905–1997) war ein österreichischer Neurologe und Psychiater, der vor allem als Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse bekannt wurde. Seine therapeutische Methode und seine philosophischen Ansätze betonten die Bedeutung von Sinn und Ziel im menschlichen Leben. Frankl überlebte mehrere Konzentrationslager während des Zweiten Weltkriegs, eine Erfahrung, die seine psychologischen Theorien stark prägte.
Leben
Viktor Frankl wurde am 26. März 1905 in Wien geboren. Schon früh interessierte er sich für Psychologie und Medizin. Nach seinem Medizinstudium spezialisierte er sich auf Neurologie und Psychiatrie. In den 1930er Jahren arbeitete Frankl als Psychiater und entwickelte erste Ansätze seiner späteren Logotherapie. Mit dem Anschluss Österreichs 1938 wurde seine berufliche Tätigkeit als Jude stark eingeschränkt. 1942 wurde er mit seiner Familie in verschiedene Konzentrationslager deportiert, darunter Auschwitz und Dachau. Frankl überlebte, verlor jedoch fast seine gesamte Familie. Diese traumatischen Erlebnisse wurden zur Grundlage seiner späteren Arbeit, insbesondere seines bekanntesten Werkes „...trotzdem Ja zum Leben sagen“, in dem er seine Erfahrungen und die daraus abgeleitete Theorie der Sinnfindung beschreibt.
Werk und Logotherapie
Die Logotherapie ist eine psychotherapeutische Methode, die den Menschen als Sinnsuchenden betrachtet. Frankl vertrat die Ansicht, dass das Streben nach Sinn eine der grundlegendsten menschlichen Motivationen ist. Anders als die Freudsche Psychoanalyse, die den Fokus auf unbewusste Triebe legt, oder die Adler’sche Individualpsychologie, die das Machtstreben betont, setzt die Logotherapie auf die Fähigkeit des Menschen, auch in leidvollen Situationen einen Sinn zu finden. Frankl entwickelte praktische Methoden, um Patienten zu helfen, persönliche Werte zu erkennen und eine sinnvolle Lebensausrichtung zu finden. Seine Theorien fanden weltweit Anklang und wurden in zahlreichen psychotherapeutischen Schulen integriert.
Rezeption und Einfluss
Viktor Frankls Ansatz der Logotherapie wurde in der Psychotherapie weltweit rezipiert und beeinflusste zahlreiche Therapeuten und Wissenschaftler. Insbesondere seine Betonung des Sinns als Grundmotiv menschlichen Handelns wurde in der humanistischen Psychologie aufgegriffen. Kritiker bemängelten jedoch gelegentlich, dass seine Methode zu stark auf individuelle Sinnfindung setze und strukturelle Probleme des Lebens vernachlässige. Frankl hielt bis zu seinem Tod 1997 Vorträge auf der ganzen Welt und veröffentlichte zahlreiche Schriften. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der psychotherapeutischen Literatur.