Sprache
Sprache ist eine Form der Kommunikation über Laute innerhalb einer Art, einer Gruppe oder einer Ethnie. Im gesamten Tierreich besitzt die menschliche Sprache die höchste Komplexität. Die Evolution der menschlichen Sprache ist eng verknüpft mit der Evolution unserer Art. Einer Hypothese zufolge begünstigte der Drang, sich ausdrücken zu wollen, die Evolution des Gehirns, was der Spezies Mensch einen evolutionären Vorteil verschaffte, trotz der Tatsache, dass ein größeres Hirnvolumen einen höheren Energiebedarf zur Folge hatte. Wann Menschen eine Ursprache gebildet haben, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Fossile Funde von Schädeln zwischen Homo erectus und dem modernen Menschen zeigen eine Vergrößerung des Rachenraumes, der beim Sprechen einen Resonanzkörper bildet, sowie die Absenkung des Kehlkopfes. Bei einem 60.000 Jahre alten Neandertaler-Skelett wurde ein erhaltenes Zungenbein gefunden, was als gesichertes Erkenntnis gilt, dass Neandertaler zur Bildung komplexer Laute fähig waren.
Sprache ist ein komlexes Konstrukt, bei dem physiologische, psychologische, phonetische, etnologische und geschichtshistorische Komponenten eine Rolle spielen. Disziplinübergreifende Wissenschaften von Psychologie über Kommunikationswissenschaften bis zur Anthropologie beschäftigen sich direkt oder indirekt mit der menschlichen Sprache. Zu den eigentlichen Sprachwissenschaften zählen Linguistik, Rhetorik, Semiotik und Literaturwissenschaft.
Wissenswertes
- Englisch ist nicht die meistgesprochene Sprache der Welt. Es ist Mandarin mit rund 885 Millionen Sprechern. Englisch steht nicht mal an zweiter Stelle. Den zweiten Platz beansprucht Spanisch mit 332 Millionen Sprechern. Erst dann folgt Englisch mit 322 Millionen Sprechern.[1]
- Auf der Erde sind etwa 6.800 Sprachen bekannt. Davon sind ca. 2.800 vom Aussterben bedroht. Im Laufe des 21. Jahrhunderts werden aller Voraussicht nach zwei Drittel davon aussterben - fast jede Woche eine.
- [Derek] Bickerton schlägt in Language and Species vor, dass die frühe Sprache von Kindern als eine "Ursprache" (protolanguage) anzusehen sei, die sich grundlegend von den voll entfalteten menschlichen Sprachen unterscheide, dass diese Ursprache den Affen zugänglich sein könnte und daß sie von unseren Vorfahren beim Übergang vom Affen zum Menschen benutzt wurde.[2]
Euphemismen
Politiker und Bürokraten aller Couler bedienen sich gern der sog. Euphemismen (beschönigende Wörter), um unangenehme Sachverhalte in einem besseren Licht zu präsentieren, die Medien oft gedankenlos aufgreifen und verbreiten, wie z.B. in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit das festgefahrene Arbeitsamt in das neue, "dynamische" Kleid wie Arbeitsagentur zu hüllen. Weitere Beispiele von Euphemismen sind:
Marktpolitische Euphemismen
- Belastbar - Ausbeutbar
- Freisetzungen, Outsourcing, Personalanpassung - Entlassungen
- Humankapital - Menschen als ausbeutbare Arbeiterklasse
- Kostenintensiv - Teuer
- Mehr Eigenverantwortung übernehmen - Tiefer in eigene Tasche greifen müssen
- Tarife anpassen - Preise erhöhen
Innenpolitische Euphemismen
- Aufenthaltsbeendende Maßnahmen - Abschiebung
- Begrüßungszentren - Auffanglager für afrikanische Flüchtlinge
- "Tatsachengestützte Gefahrenprognose" (Schily) - beschleunigte Abschiebung
Militärische Euphemismen
- chirurgische Kriegsführung - impliziert einen "sauberen" Krieg ohne Zivilverluste
- Der Friedensprozess ist ins Stocken gekommen - Es ist Krieg
- Endlösung der Judenfrage - Holocoust, Massenvernichtung der Juden
- Ethnische Säuberung - Genozid
- gefallen - im Krieg ermordet
- Liquidieren - Ermorden
- Vorwärtsverteidigung, Präventivkrieg - Angriffskrieg
Umgangssprachliche Euphemismen
- einschläfern lassen - töten
- friedlich einschlafen - sterben
- trinken - Alkohol konsumieren/mißbrauchen
- sich einen genehmigen - sich besaufen
- schwere Knochen haben - dick sein
Die zynischsten Euphemismen entstammten dem pervertierten Vokabular der nationalsozialistischer Rhetorik (Endlösung, hygienische Maßnahmen, Menschenmaterial, Reichskristallnacht, Sonderbehandlung). Viele Euphemismen tendieren dazu, von scharfsinnigen Beobachtern zum Unwort des Jahres auserkoren zu werden.
Sprache als Mittel der Politik
Vor dem zweiten Weltkrieg wurde "Hot Dog" "Frankfurter" genannt. 1917, nach Amerikas Kriegseintritt, kam in den USA eine starke antideutsche Stimmung auf: deutsche Schäferhunde wurden umgebracht, deutsche Arbeiter entlassen, Denkmäler von deutschen Berühmten verhüllt, Theater geschlossen. Nicht verschont blieb auch die Sprache: Sauerkraut wurde zum "Liberty Cabbage" und das "Frankfurter-Würstchen" zum "Hot Dog".
Auch die Deutschen bedienten sich ähnlicher Kriegsführung: sie verbannten bis an die 300 bis 400 Lehnwörter des Erzfeindes Frankreich aus dem deutschen Sprachgebrauch. Für die Fremdwörter wie Trottoir, Illumination, Telephone und Banquette galten nun die deutschen Begriffe.
Auch heute noch weiß man mit solchen Mitteln politischen Druck auszuüben. Weil Frankreich sich an dem Irak-Feldzug nicht beteiligen wollte, griff die Bush-Regierung zum dem altbewährten Mittel aus der Zeit des Imperialismus und erreichte per Repräsentantenhausbeschluss, dass die Fritten, die bisher "French fries" hießen zu "Freedom fries" umbenannt wurden.