Angeberei
Angeberei ist eine übertrieben zur Schau gestellte Selbstdarstellung mit Eigenlob von persönlichen echten und fiktiven Leistungen. Während in der frühkindlichen Entwicklungsphase alle Kinder einen besonderen Drang zur Selbstdarstellung und Lob haben, flacht dieses Verhalten zur Pubertät hin ab und verschwindet spätestens mit dem Beginn der Reife völlig. Wenn man Menschen im Erwachsenenalter begegnet und bei ihnen einen gewissen Hang zum Prahlen bemerkt, empfindet man das als unangenehm.
Eine als angeberisch geltende Person lobt übermäßig oft eigene Leistungen und Qualitäten. Übertrieben und auffallend oft stellt ein Angeber seine Verdienste nach außen, um eine Bestätigung zu erhalten und sich aus der Masse herauszuheben. Sein eigenes Verhalten reflektiert diese Person meistens nicht.
Ursachen
Die Ursachen für die Suche nach Bestätigung, was die Angeberei ausmacht, liegt zum großen Teil in der Kindheit, wenn man als Kind nicht genug Lob und Zuspruch von den Eltern erhalten hat. Als Erwachsene suchen sich diese Menschen, oftmals unbewusst, die Bestätigung vom sozialen Umfeld, in dem sie agieren. Als Folge an Mangel von Lob und Aufmerksamkeit in der Kindheit entwickelt sich auch ein geringer Schätzwert der eigenen Person. Angeber versuchen es mit der Selbstdarstellung zu kompensieren. Ein Angeber ist bestrebt, im Zuge seines Handelns sich in Augen anderer Wichtigkeit zu verleihen. Sein Ziel ist, Neid bei denen auszulösen, die seine „Vorteile“ wahrnehmen sollen.
Mechanismen
Warum man einen angeberischen Menschen als negativ empfindet, ist der Tatsache geschuldet, dass solch ein Mensch in seiner Äußerung den anderen zu verstehen gibt, er sei besser als der Rest. Seine eigenen Leistungen seien so hoch, dass sich niemand mit ihm messen kann. Ein Angeber, auch wenn es in den meisten Fällen auf einer unbewussten Ebene geschieht, erniedrigt jene, denen er seine „Errungenschaften“ aufzwingt. Darüber hinaus versucht der Angeber, Neid zu entfachen. Neid, damit man zu ihm hinaufsieht. Stattdessen erreicht er das Gegenteil. Auch wenn er es oftmals schafft, Neid zu wecken, so erreicht er nicht die Bewunderung, sondern Aggression.
Wenn ein Mensch keine Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung hat, so kompensiert er dieses Fehlen mit Geschichten, wo ein Akzent auf eigenen echten, oftmals übertriebenen und gar ausgedachten Leistungen liegt. Solche Menschen leiden an Minderwertigkeitsgefühlen. Sie finden keinen anderen Weg, sich selbst von eigener Würde zu überzeugen.
Angeber neigen grundsätzlich zu Übertreibungen. Eine besonders unangenehme, pathologische Form nimmt die Angeberei dann an, wenn der Angeber versucht, andere schlecht zu reden, während er eigene Leistungen hervorhebt. Auf diesen Trick wird oft gegriffen, denn nur so kann man mit Eigenlob über andere hinwegsehen. Ein Angeber leidet immer unter Gefühl von Neid, wenn jemand von seinem Stand und aus dem gleichen Umfeld mehr Qualitäten vorzuweisen hat, die ein Angeber als Messlatte ansieht. Die Angeberei ist eine Kompensation der gefühlten oder erlebten Schwäche.
Der Hang zum Angeben ist manchmal kulturell bedingt. Dort, wo über mehrere Generationen hinweg starke soziale Ungleichheit herrschte, besonders Leibeigenschaft und Sklaverei, ist der Wunsch, sich aus den niederen Schichten zu erheben, stärker ausgeprägt, als in Ländern, in denen Demokratie, Humanismus und Gleichheit schon so lange präsent sind, dass sie das Denken generationsübergreifend entscheidend geprägt haben.
Menschen, die ihre Leistungen übertrieben zur Schau stellen, agieren stets in ihrem vertrauten sozialen Umfeld. Interessant ist der Umstand, dass diese Leistungen in einer anderen sozialen Schicht absolut bedeutungslos sind. Deswegen sind Angeber an ihre soziale Schicht gebunden, um daraus Kraft zu schöpfen.
Stolz und Neid sind zwei Fundamente des Angebers. In der christlichen Tradition gehören sie zu den schlimmsten Todsünden des Menschen.
Angeber und soziale Medien
Während Angeber früher eher verhöhnt waren, begünstigen die sozialen Medien wie Instagram, YouTube, TikTok und gleichwertige Dienste die narzisstische Selbstdarstellung, die als Grundlage für das Angeben bewertet werden kann.
Beispiele in der Sprache und im Alltag
- Mein Auto, mein Haus, mein Boot...
- Ein häufiger Gebrauch von "ich" im positiven Kontext
- Ein Mensch stellt sich gern in Mittelpunkt und redet von sich, ohne den anderen zuzuhören
- Schwerpunkt auf die eigen berufichen Erfolge legen, während man andere Berufsgruppen entwertet: Frisöse, Tippse, Putze
Synonyme
Protzerei, Prahlerei, Getue, Wichtigtuerei, Großtuerei, Großkotzigkeit, Prasserei, Aufschneiderei, Eitelkeit