Das menschliche Paar, gezeichnet von Linda Salzmann Sagan, Carl Sagans damaligen
Ehefrau, steht vor der Raumsonde Pioneer
10, um so die Körpergröße des Menschen
darzustellen. Zwischen zwei Maßlinien, die sich auf die Größe
der Frau beziehen, steht die Binärzahl 8. Multipliziert man
die Acht mit der Länge der natürlichen Strahlung des H-Atoms
von 21 cm, ergibt sich die Größe der Frau von 168 cm.
Links von ihnen befindet sich die "Pulsarkarte", die sich
Frank Drake ausdachte, um den Bestimmungsort unseres Sonnensystems
anhand der Entfernungen zu 14 verschiedenen Pulsaren zu identifizieren.
Die proportionale Länge der jeweiligen Linien steht für
ihre Entfernung von dem zentralen Punkt, der Sonne. Entlang jeder
Linie sind die Perioden der Pulsaren in Binärzahlen angegeben,
wobei die Strahlung des Wasserstoffatoms als eine universelle Einheit
für Zeit und Länge verwendet wurde. Zwar verlangsamen
Pulsare bekanntlich ihre Rotation, aber da die Abbremsung konstant
verläuft, wären die potentiellen Entdecker der Pioneer-Sonde
trotzdem in der Lage, das Zentrum der Pulsarkarte - und somit die
Position des Sonnensystems -, wie sie zum Zeitpunkt ihrer Erstellung
gewesen war, zu berechnen. Die rechte horizontale und zugleich die
längste Linie zeigt auf das Zentrum der Galaxis. Um den Empfängern
der Botschaft zu zeigen, dass die Basisstrahlung der Wasserstofflinie
gleichzeitig der universelle Zeitmesser und Zollstock ist, fügte
man eine graphische Darstellung des Wasserstoffatoms über der
Pulsarkarte hinzu.
Auf dem unteren Rand der Karte fügte Carl
Sagan die Sonne und die Planeten hinzu, deren relativer Abstand
von der Sonne ebenfalls in Binärzahlen angegeben wurde. Auf
der Flugbahn, die vom dritten Planeten ausgeht, befindet sich die
schematische Darstellung von Pioneer 10. Man sieht, wie sich die
Raumsonde zwischen dem größten und dem geringelten Planeten
emporhebt.
Die Platte sorgte im puritanisch-verklemmten Amerika für einiges
Aufsehen und Empörung, die teilweise kuriose Ausmaße
erreichten:
In Zeitungen wurden Lesebriefe veröffentlicht, in denen sich
die Leser Sorgen um das Ansehen der menschlichen Zivilisation machten,
da ihre Botschafter nackt zum Kontakt mit Außerirdischen gingen.
Die in „Los Angeles Times“ veröffentliche Meinung eines Lesers
ging sogar soweit, auf Geschlechtsorgane des menschlichen Paares
ganz zu verzichten und stattdessen einen Storch mit Baby darzustellen.
Um unseren Sternnachbarn unseren Fortschritt zu zeigen, sollten
wir die Bilder vom Weihnachtsmann, vom Osterhasen und der guten
Märchenfee schicken. Frauenorganisationen beschwerten sich,
dass der weiblichen Person im Vergleich zu ihrem männlichen
Partner Genitalien fehlten. Außerdem wirke sie zu passiv,
bemängelten Frauenrechtlerinnen. Ein Mann äußerte
den Verdacht, Außerirdische könnten die erhobene rechte
Hand des Mannes als Hitlergruss interpretieren. Eine katholische
Einrichtung wies darauf hin, dass man alles bis auf Gott dargestellt
habe. Die Schreiber schlugen daher vor, statt Menschen zwei zum
Gebet gefalteten Händen darzustellen. Und zuletzt schlug jemand
vor, statt der Nachrichtenplatte mit den eingeätzten Menschen
zwei echte gefrorene Leichen beizulegen. Die NASA lehnte aus Gründen
des Übergewichts ab.
Nicht minder bizarre Vorschläge und Kommentare kursieren auch
heute 30 Jahre später in deutschsprachigen Foren herum. Angefangen
mit dem Gespött über die geschlechtsspezifischen Merkmale
des Menschenpaars auf der Platte, über die Sorge darüber,
dass die Menschheit ihre Position den außerirdischen Invasoren
verraten hat bis hin zu den wildesten Verschwörungstheorien.
Quellen:
- Signale von anderen Welten, Frank
Drake, Dava Sobel, Knaur 1994
- Nachbarn im Kosmos, Jerome Agel, Carl Sagan,
Kindler Verlag 1975
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