Zollpolitik von Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit
Ankündigungen und Maßnahmen
Schon in den ersten Wochen seiner zweiten Amtszeit kündigte Präsident Trump umfassende Zollerhöhungen und protektionistische Maßnahmen an. So soll ab dem 5. April 2025 ein allgemeiner Zoll von 10 % auf alle Einfuhren aus allen Ländern gelten [1]. Zusätzlich plant die US-Regierung landesspezifisch höhere, so genannte „reziproke Zölle“ gegen etwa 60 Handelspartner mit großen US-Defiziten. Diese beginnen ab 9. April 2025 und reichen etwa bis zu 125 % für China[2][3] . Bestimmte Ausnahmen sind vorgesehen: Importen von Kanada und Mexiko (USMCA-Partnern) sowie von Stahl- und Aluminiumprodukten (Section 232) sollen vorerst keine neuen Zölle auferlegt werden bakerbotts.com . Im Rahmen eines „America First“-Ansatzes betonte die Regierung, dies diene der Stärkung der heimischen Produktion und der Reduktion von Handelsdefiziten thompsonhinesmartrade.com . Gleichzeitig wurden Untersuchungen eingeleitet, etwa zu US-Digitalsteuern in der EU oder zu Kupferimporten weltweit freshfields.us .
Tarifstruktur: Grundzollsatz 10 % auf alle Waren (ab 5. April 2025) tagesschau.de bakerbotts.com . Hinzu kommen länderspezifische Aufschläge („reciprocal tariffs“) auf Basis kalkulierter Handelsdefizite. Beispielsweise wurden den USA zufolge für die EU pauschal 20 % Zölle angekündigt tagesschau.de tagesschau.de .
China-Fokus: Speziell für China wurden die Zölle mehrfach erhöht: Zunächst 10 % (4. Feb. 2025), dann 20 % (4. März) und schließlich 125 % (9. April) riskandcompliance.freshfields.com zdf.de . Dies ging einher mit Trumps Begründung der „Drogenbekämpfung” (China als Quelle für Fentanyl) und dem Einsatz der GATT-Sicherheitsklausel riskandcompliance.freshfields.com riskandcompliance.freshfields.com .
US-Rechtliche Basis: Die Maßnahmen wurden über eine Notstandsverordnung (IEEPA) erlassen bakerbotts.com bakerbotts.com . Parallel kündigte Trump an, auf alle US-Tarife („de minimis“-Regel) für chinesische Waren kleine Mengen abzuschaffen, was insbesondere Online-Handel verteuern würde bakerbotts.com .
Weitere Sektor-Maßnahmen: Für bestimmte Sektoren galten bereits Zölle (z.B. 25 % auf Autos) oder wurden untersucht (z.B. digitale Dienstleistungen, Kupfer) freshfields.us bakerbotts.com . In Summe führt dies dazu, dass die effektiven US-Importzölle auf 22,5 % steigen – der höchste Wert seit über einem Jahrhundert budgetlab.yale.edu .
Reaktionen der Handelspartner
Die Ankündigungen Trumps lösten weltweit Proteste, Gegenmaßnahmen und WTO-Verfahren aus. Die EU kündigte umgehend Vergeltung an: So sollen ursprünglich 25 % Strafzölle auf US-Importe im Umfang von rund 21 Mrd. € greifen (vor allem Whiskey, Jeans, Motorräder) freshfields.us theguardian.com . Nach Trumps überraschender Aussetzung seiner höheren Tarife für 90 Tage (Reduzierung der US-Zölle auf EU-Waren von 20 % auf 10 %) setzte die EU ihrerseits die Vergeltungszölle vorerst ebenfalls für 90 Tage aus theguardian.com theguardian.com . EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen begrüßte das Tarifmoratorium als „wichtigen Schritt zur Stabilisierung der Weltwirtschaft” theguardian.com zdf.de . Zugleich setzte die EU bestehende Verteidigungsregelungen („Rebalancing“ und Anti-Koerzions-Instrumente) ein, um auf neue US-Zölle reagieren zu können freshfields.us freshfields.us .
Reaktion der EU: EU-Vertreter kündigten an, „unrechtmäßige“ Handelsbarrieren mit entschiedenen Gegenmaßnahmen zu beantworten. Bereits 2018 verhängte die EU im Rahmen der Durchführungsverordnung (No 654/2014) Re-Importzölle (u.a. auf Bourbon, Jeans, Motorräder) im Volumen von 2,8 Mrd. € gegen US-Zölle auf Stahl und Aluminium freshfields.us . Da diese Zölle nach einer Ausnahmeregelung Ende März 2025 automatisch wieder in Kraft treten sollten, ist zu erwarten, dass die EU im Falle eines endgültigen Scheiterns von Verhandlungen solche Rebalancing-Maßnahmen reaktiviert freshfields.us theguardian.com . Bei erkennbarer „Koezierung” durch US-Tarife könnte auch das Anti-Koerzions-Instrument (ACI) zum Einsatz kommen, das der EU erweiterte Gegenzölle auf Waren und Dienstleistungen erlaubt freshfields.us freshfields.us .
Auch andere Partner reagierten heftig: China verurteilte die Zollerhöhungen und kündigte Gegenmaßnahmen an. Bereits am 4. Februar 2025 reichte Peking WTO-Konsultationen ein – Klagen gegen den 10 %-China-Zoll sowie später den 20 % in den WTO-Gremien sind eingeleitet riskandcompliance.freshfields.com riskandcompliance.freshfields.com . China erhöhte umgehend eigene Zölle (bis zu 145 %) und stellte Listen von US-Importen für Vergeltung zusammen reuters.com riskandcompliance.freshfields.com . Laut einem Reuters-Umfragebericht rutschte Chinas Herstellungssektor im April 2025 aufgrund dieser Politik zurück (wenn der Einkaufsmanagerindex unter 50 fällt) reuters.com . Kanada und Mexiko wurden wegen bilateraler Abkommen vorerst verschont, als Trump Anfang Februar vorübergehend Zölle auf kanadische Energie (10 %) und sonstige Güter (25 %) aussetzte, nachdem Kanada Zugeständnisse bei Grenz- und Sicherheitsfragen gemacht hatte riskandcompliance.freshfields.com . Als die US-Suspendierung im März 2025 endete, führte Kanada prompt eigene 25 %-Zölle auf US-Waren (ca. 30 Mrd. USD) ein und beantragte ebenfalls WTO-Konsultationen riskandcompliance.freshfields.com . Australien bezeichnete die einseitigen Zölle als „völlig ungerechtfertigt” (Premierminister Albanese) und reagierte zurückhaltend, aber bereit zum Dialog tagesschau.de . Weitere Länder – u.a. Chile und südostasiatische Staaten – äußerten Besorgnis über ein Auseinanderbrechen multilateraler Handelsregeln tagesschau.de tagesschau.de . Insgesamt sind WTO-Streitbeilegungsverfahren gegen die US-Maßnahmen anhängig (China, EU, Kanada) riskandcompliance.freshfields.com riskandcompliance.freshfields.com . Auswirkungen auf Weltwirtschaft
Die fiskalische Schärfung infolge von Trumps Zöllen belastet bereits die globale Konjunktur. Die Weltbank und der IWF haben ihre Wachstumsprognosen für 2025 gesenkt – zugleich warnte IWF-Chefökonom Gourinchas, die steigende Unsicherheit wirke „wie Gift” auf Investitionen npr.org weforum.org . Konkret prognostizierte der IWF im April 2025 für die Weltwirtschaft nur noch +2,8 % Wachstum (statt 3,3 %) und kürzte die US-Prognose auf 1,8 % npr.org . Die WTO geht im Basisszenario von einem leichten Rückgang des Welthandelsvolumens um etwa 0,2 % in 2025 aus; bei Ausweitung des Handelskonflikts (z.B. vollständige Umsetzung aller Tarife) könnten die Exporte um bis zu 1,5 % schrumpfen weforum.org . Nordamerika wäre dabei mit einem Rückgang der Exporte um rund 12,6 % besonders betroffen weforum.org . WTO-Generaldirektorin Okonjo-Iweala warnte: „Die anhaltende Unsicherheit droht, das globale Wachstum abzuwürgen, mit schweren Folgen vor allem für die verwundbarsten Volkswirtschaften” reuters.com weforum.org .
Globaler Handel: Experten erwarten, dass restriktive US-Zölle Handelsströme verzerren und das Welt-Bruttoinlandsprodukt dämpfen. Schätzungen zufolge könnten die Trump-Zölle das globale Handelsvolumen 2025 um etwa 1 % reduzieren reuters.com . Sowohl Ökonomen als auch Industrieverbände rechnen mit steigenden Preisen und Lieferkettenproblemen: So prognostizierte etwa das Kieler IfW nur einen sehr kleinen unmittelbaren Rückgang des EU-BIP (≈ 0,02 %) durch Stahl-/Alu-Zölle, da deren Anteil am Handel begrenzt ist tagesschau.de . Andere Analysen sehen weiterreichende Effekte: Eine Studie des WIFO (Wirtschaftsforschungsinstitut Österreich) simulierte, dass durch die Trump-Tarife kurzfristig das EU-BIP um ca. 0,22 % sinkt, während die US-Wirtschaft stärker schrumpft (≈ 1,7 %). Gleichzeitig sänken Deflationskräfte in Europa das Preisniveau (EU: –0,88 %), wohingegen US-Inflation deutlich anzieht (+7,3 %) wifo.ac.at . Ähnliche Resultate fanden Ökonomen der OeNB: Zollschranken blieben laut deren Modellrechnungen „ohne substanziellen Einfluss auf die Handelsbilanzen, belasten aber den Handel und führen zu erheblichen Wachstumsverlusten auf allen Seiten” oenb.at budgetlab.yale.edu . Demnach schwächt Trumps Zollpolitik das US-Wachstum um etwa 0,9 Prozentpunkte (auf 1,8 %) und belastet langfristig sowohl die amerikanische als auch die Weltproduktion spürbar budgetlab.yale.edu .
Zusätzliche Effekte betreffen Inflation und Haushalt: Laut einer Analyse der Yale-Budget-Lab führt das Gesamtpaket 2025 zu einem Anstieg des US-Verbraucherpreisindex um bis zu ~2,3 % budgetlab.yale.edu . Das entspricht einem realen Haushaltsverlust von etwa 3.800 USD pro Familie (im Jahr 2024). Kleidung und Textilien sind mit bis zu +17 % besonders betroffen budgetlab.yale.edu . Diese Preissteigerungen drücken die Realeinkommen. Auch in Europa dürften Zölle indirekt das Preisniveau senken (durch geringere Nachfrage) wifo.ac.at . Finanzmärkte zeigten bereits Anfälligkeit: Ein Börsencrash Anfang April 2025 wurde unmittelbar mit Trumps Zollauseinandersetzung und geopolitischer Unsicherheit in Verbindung gebracht npr.org zdf.de . Regionale Folgen
Deutschland/EU: Langfristig trifft der Handelskonflikt vor allem exportorientierte Volkswirtschaften. Deutsche Auto- und Maschinenbauer sehen Einbußen durch erschwerte Marktzugänge in den USA. Statistiken weisen darauf hin, dass wichtige Rohstoffe und Vorprodukte aus den USA (z.B. Flugzeuge, Chemikalien) künftig teurer werden könnten. Für europäische Verbraucher steigt das Risiko höherer Preise bei Whiskey, Fleisch oder Luxusgütern. Die EU-Bankenaufsicht ECB und der IWF haben signalisiert, die Zollerhöhungen würden den Inflationsausblick in der Eurozone minimal senken (über die Importseite leicht dämpfend) wifo.ac.at npr.org . USA: Innenpolitisch verschärfen die Zölle den Inflationsdruck und verteuern viele Konsumgüter. Wenn Importpreise um ~10–20 % steigen, ist mittelfristig mit einem Plus von etwa 0,5 % bis 1 %punkten auf die US-Inflationsrate zu rechnen budgetlab.yale.edu . Empirisch zeigte sich im Frühjahr 2025 bereits ein vorübergehender Anstieg der Kerninflation in den USA. Trotz protektionistischer Intentionen führt die restriktive Politik auch hierzulande zu Wachstumseinbußen (US-BIP –0,5–0,9 % in 2025) und Finanzierungsproblemen (Anstieg staatlicher Einnahmen durch Zölle konventionell, jedoch sinkende Dynamik nach Abzug makroökonomischer Effekte budgetlab.yale.edu ). Sonstige Länder: Aufstrebende Volkswirtschaften könnten am stärksten leiden. Die WTO stellt heraus, dass besonders diejenigen Länder unter Handelsspannungen leiden, die auf offene Märkte angewiesen sind weforum.org . So erwarten Analysten etwa für China eine weitere Abschwächung (JP Morgan rechnete mit -0,2 % BIP) und für viele Entwicklungsländer einen Einbruch ihrer Exporte bei gleichzeitig steigender Unsicherheit. Internationale Institutionen mahnen, die Lock-in-Effekte durch anhaltende Zölle könnten die erhofften Defizitreduktionen aufheben und einen globalen Abschwung auslösen