Impfung

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Unter einer Impfung versteht man die Gabe eines dem Erreger ähnlichen Wirkstoffs, um eine Immunreaktion gegen einen bestimmten Krankheitsauslöser aufzubauen. Dabei wird ein Serum aus geschwächten oder toten Erregern bzw. ein genetischer Code der Virusproteinhülle in den Körper gespritzt. Daraufhin bildet der Organismus Antikörper gegen die im Erreger vorkommenden Proteine. Diese Reaktion des Immunsystems auf pathogene Fremdkörper wird in den sogenannten Gedächtniszellen gespeichert. Verändert sich ein Erreger nicht, bleibt die Schutzwirkung einer Impfung ein Leben lang bestehen. Wird vom Immunsystem ein harmloses Protein wie das von Graspollen, Katzenspeichel oder der von Staubmilben fälschlicherweise als krankheitserregend erkannt, reagiert der Organismus mit einer Abwehrreaktion - der vielbekannten allergischen Reaktion. Auch diese Reaktion wird in den Gedächtniszellen gespeichert, und die Allergie begleitet uns unser ganzes Leben. Eine Impfung ist eine der effektivsten Methoden, sich vor einer Ansteckung zu schützen, bevor man überhaupt in Kontakt mit dem Erreger tritt.

Geschichte

Die Ursprünge der Impfung sind mindestens 3000 Jahre alt. Den Menschen fiel schon vor langer Zeit auf, dass man nach einer überstandenen Infektion einiger damals epidemisch grassierender Krankheiten kein zweites Mal daran erkrankte. Man entwickelte also dagegen eine Immunität.

Bereits im Altertum um 1000 v. Chr. haben Ärzte beobachtet, dass Menschen, die die Ansteckung einer Seuchenepidemie überlebten, kein zweites Mal daran erkrankten. Chinesische Ärzte nahmen die Pustelkruste von leicht infizierten Pockenpatienten, zerrieben sie zu Pulver und verabreichten dieses Pulver gesunden Patienten. Viele von ihnen entwickelten Immunität oder erkrankten nicht mehr schwer an Pocken. Ähnliches Verfahren wandten Mediziner in Indien, im Seldschuken- und im Osmanischen Reich.

Ende des 18. Jahrhunderts fiel dem englischen Landarzt Edward Jenner auf, dass Milchmädchen, die beim Melken viel Kontakt mit Kühen hatten, von denen einige mit für Menschen ungefährlichem Kuhpockenvirus infiziert waren, ganz selten oder nur leicht an Pocken erkrankten. 1796 spritzte er in einem gewagten Versuch dem achtjährigen Jungen James Phipps Kuhpockenvirus in den Arm. Sechs Wochen später brachte er den Jungen mit für den Menschen gefährlichem Kuhpockenvirus in Kontakt. Der Junge wurde nicht krank. Er hat eine Immunität entwickelt.

Die Effektivität einer Impfung liegt weit über jedem Medikament. Fast nirgendwo in der Medizin kann man Krankheiten so effektiv bekämpfen wie mit der Impfung.

Arten der Impfungen

Bei einer aktiven Impfung werden echte, abgeschwächte Erreger in den Körper gespritzt.

Bei einer passiven Impfung wird die Immunisierung durch die Gabe von Antikörpern erreicht. Passive Impfung stellt eine Notfallmaßnahme dar, wenn eine Immunisierung schnell aufgebaut werden soll. Sie bleibt bei einer Passivimpfung nur einige Wochen bestehen.

Meistens wird eine Impfung intramuskulär verabreicht. Je nach Anwendung werden Impfungen auch intradermal, subkutan sowie seltener oral oder nasal verabreicht.

Impfnebenwirkungen

Es wird zwischen häufigen, gelegentlichen und seltenen Nebenwirkungen einer Impfung unterschieden. Im Klartext heißt das:

  • häufig - 1:100
  • gelegentlich - 1:100 bis 1:100.000
  • selten - 1:100.000 bis 1:1.000.000

Eine Nebenwirkung einer Impfung ist eigentlich ein falscher Begriff von der Definition her. Es ist vielmehr die Wirkung des Immunsystems auf den Impfstoff, was heißt, dass die Impfung genau das macht, was sie machen soll. Nebenwirkung sollte Impfreaktion heißen. Dieser Vorgang wird Reaktogenität oder Impfreaktogenität genannt.

Impfgegnerschaft

Die Impfgegnerschaft ist so alt wie die Impfung selbst. Kurz nach der experimentellen Entdeckung und wissenschaftlicher Veröffentlichung des Prinzips einer Schutzimpfung 1796 durch den englischen Landarzt Edward Jenner gab es den ersten Widerstand aus diversen Bevölkerungsgruppen.

Aus Furcht vor Unbekanntem und nicht verstandener Wirkungsweise befürchteten Impfgegner im 19. Jahrhundert durch eine „Vakzination" eine Kreuzung zwischen Mensch und Kuh. Die Impfgegner fühlten sich in ihrem Glauben bestärkt durch die skeptische Einstellung einiger prominenten Personen. Zu solchen Persönlich­keiten gehörte unter anderem der deutsche Philosoph Immanuel Kant. Einige deutsche Rassentheoretiker verbreiteten in ihren Schriften die Thesen, die Impfung hätten jüdische Ärzte aus niederträchtigen Motiven der persönlichen Bereicherung erfunden.

Der Nutzen der Impfung wurde bald von medizinischen Einrichtungen und staatlichen Institutionen als ein sehr wirksames Werkzeug gegen ansteckende Krankheiten erkannt. Um sich epidemieartig ausbreitenden Krankheiten einzudämmen hat man sich bemüht, möglichst breite Bevölkerungsschichten durchzuimpfen. Um die grassierende Pockenepidemie zu stoppen, wurde bereits 1807 im Königreich Bayern die Impfpflicht eingeführt. Der Kampf gegen die gefürchtete Pockeninfektion, die nicht selten tödlich endete oder, abgesehen von den entstellten Gesichtern, mit schweren Komplikationen einherging, konnte im 20. Jahrhundert entschieden werden. 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Pocken für ausgerottet. Ohne die Impfung wäre dies nie möglich gewesen.

Um dies zu ermöglichen, griff man in der Bundesrepublik Deutschland zur Impfpflicht, um epidemisches Auftreten von ansteckenden Erkrankungen einzudämmen. So bestand die Impfpflicht hierzulande bis 1954 gegen Diphtherie und gegen Scharlach[1]. Außerdem bestand zwischen 1949 bis Ende 1975 eine allgemeine Impfpflicht gegen Pocken. Bereits 1959 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass die Impfpflicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei.[2]

Bill Gates und Impfungen

Entgegen den von Impfgegnern vielzitierten Aussagen, Bill Gates möchte mit seiner „Impfpropaganda" die Weltbevölke­rung dezimieren, engagiert er sich mit seiner Impfkampagne für bessere Lebensbedingungen vor allem für die Menschen in der Dritten Welt. Wenn Menschen in den armen Ländern Nachkommen zeugen würden und sich keine Sorgen machen müssten, ob ihre Kinder überleben, würden sie auf­grund der verbesserten Lebensbedingungen automatisch weniger Kinder bekommen und so einem unkontrollierten Bevöl­kerungswachstum entgegensteuern. Diese verzerrte Aussage griffen die Impfgegner auf und verbreiteten das Gerücht, Bill Gates wolle mit Impfungen den Menschen schaden. Aber das das absolute Gegenteil ist der Fall![3] Tatsächlich beschäftigte sich der Microsoft-Gründer schon lange mit der Gefahr einer weltweiten Pandemie und investierte mehrere Millionen Dollar in die Entwicklung von Impfstoffen.

Argumente der Impfgegner

Viele Scheinargumente der Impfgegner beruhen teils auf dem Unverständnis wissenschaftlicher Zusammenhänge, auf Daten von fehlerhaften Studien sowie auf längst widerlegten Daten. Es wird absichtlich oder aus Unkenntnis an widerlegen Ergebnissen einiger Studien festgehalten oder die Wirkung bestimmter Bestandteile wie beispielsweise der Adjuvanzien (Bestandteile von Impfstoffen, um eine bessere Immunantwort zu erreichen) in Verbindung mit einigen Erkrankungen gebracht.

  • Impfung würde Autismus bei Kindern auslösen. Dabei berufen sich die Impfgegner auf eine längst widerlegte Studie vom britischen Arzt Andrew Wakefield, in der er einen Zusammenhang zwischen der Masern-Mumps-Röteln-Impfkombination und dem Auftreten von Autismus sah. Dass seine Studie nicht nur mit Fehlern behaftet war, sondern dass er die Daten absichtlich fälschte, weshalb er in Großbritannien gerichtlich mit Berufsverbot belegt ist, wird dabei verschwiegen. In diese Kategorie passe auch das Argument, Impfungen würden Allergie oder Schilddrüsenerkrankungen auslösen.
  • Impfung löse Autoimmunerkrankungen aus. Dieses Argument entbehrt jeder statistischer Grundlage und lässt Korrelationen zwischen Impfung und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen vermissen.[4]
  • Vor allem im Zusammenhang mit Covid-19-Impfstoffen gibt es bei den Impfgegnern eine breite Ablehnung. Es wird behauptet, dass die weltweite Impfkampagne aus einer Notsituation entstand und die Impfung gegen SARS-CoV-2 ein weltweit angelegtes Experiment an der Menschheit sei. Insbesondere die auf mRNA-Basis entwickelte Impfstoffgeneration löst bei vielen Menschen Ängste aus, die RNA des Virus könnte in die menschliche DNA eindringen.

Die Zahl der Impfkritiker ist seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie gewachsen.[5] Impfkritiker und Verharmloser der Pandemie gibt es leider auch unter Ärzten. Impfkritiker sind oft Anhänger von Verschwörungstheorien. Im Weltbild solcher Konstrukte tauchen oft Mächte auf, die als „die" bezeichnet werden. Die in unüberschaubaren Netzwerken und geheimen Logen agierende Mächte sollen die Weltpolitik und Weltfinanzen unter Kontrolle haben und nach noch mehr Macht streben. Stellt sich nur die Frage, nach welcher Macht, wenn sie ehe bereits alles kontrollieren?

Deutschland hat traditionell durch das Zeitalter der Romantik mit damit verknüpfen Bild der in Urwäldern lebenden edlen Germanen einen starken Hang zur Natur und Ökologie. Dieses Ideal lässt Raum zur Entstehung vieler Kulte und Ideologen. Der Glaube an eine sanfte, natürliche Medizin fußt auf eben dieser Ideologie. Und solange das Image der Heilpraktiker positiv behaftet ist, solange Menschen an Globuli und Chiropraktik glauben, wird es immer Impfskeptiker und Impfgegner gehen.

Siehe auch

Quellennachweise

  1. Silvia Klein, Irene Schöneberg, Gérard Krause: Vom Zwang zur Pockenschutzimpfung zum Nationalen Impfplan. In: Bundesgesundheitsblatt. Band 55, 21. Oktober 2012, S. 1512–1523,
  2. BVerwGE: Der durch das Impfgesetz vom 8. April 1874 angeordnete Impfzwang ist mit dem Grundgesetz vereinbar. In: Neue Juristische Wochenschrift. Band 9, Az. BVerwG I C 170.56, 14. Juli 1959, S. 78–83 (wolterskluwer-online.de)
  3. Bill Gates bei Lanz (ZDF) - Impfen gegen Überbevölkerung?
  4. oe24, Experte: Impfung kann Autoimmunreaktion auslösen
  5. KONTEXT: Wir können alles außer impfen