Depression: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. November 2021, 13:08 Uhr
Depressionen zählen zu den häufigsten Erkrankungen in den Industrienationen. Die Wahrscheinlichkeit, mindestens einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, liegt in Deutschland bei rund zwanzig Prozent. Ob jemand nur schlechte Laune, eine depressive Verstimmung oder bereits eine Depression entwickelt hat, lässt sich in einem Gespräch mit dem Therapeuten genau diagnostizieren.
Depressionen gehören zu affektiven Störungen. Darunter versteht man Störungen, die durch Veränderung der Stimmung (Affektivität) gekennzeichnet sind. Sie verlaufen oftmals in Wellen. Gerade bei unbehandelten Depressionen steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen depressiven Episode. Die Häufigkeit und die Dauer der Episoden nehmen mit der Anzahl ihrer Abfolge zu.
Die Chance, an Depression zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Auch ist eine Depression saisonal bedingt. Häufiger manifestiert sie sich in der dunklen Jahreszeit. In den nördlichen Breiten erkranken Menschen deshalb häufiger als jene, die, übers Jahr betrachtet, mehr der Sonne ausgesetzt sind.
Folgende drei Basissymptome deuten auf eine beginnende oder bereits vorliegende Depression:
- bedrückte Stimmung
- verminderte Aktivität, Fehlen der Energie
- nachlassendes Interesse und verminderte Freude an Dingen
Zusatzsymptome:
- Nachlassen der Konzentration
- Vermindertes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle
- Pessimistische Zukunftsperspektiven
- Schlafstörungen
- Fehlen des Appetits
- Nachlassen von Libido
- Somatische Beschwerden
- Gereiztheit, Aggression
- Gefühl der inneren Leere, kein Interesse an Dingen, die früher Spaß machten
- Abstumpfen der Gefühle
Risikogruppen:
- weiblich
- Älter als 40 Jahre
- Veranlagung
- Schilddrüsenerkrankung
Formen der Depression:
- Postnatale Depression
- Altersdepression
- Versteckte Depression
- Kindheitsdepression
Eine Depression kann als Schutzreaktion des Körpers auf äußere Reize verstanden werden. Früher war eine "Serotoninhypothese" populär, die von der Annahme ausging, eine Depression entstehe aus einem Mangel an Serotonin im Gehirn. Heute weiß man, dass Serotoninmangel ohne Zweifel im Zusammenhang mit Depressionen einhergeht, aber bei der Entstehung von Depressionen nicht die alleinige Ursache hat.
Eine Depression geht mit Bildung komplexer neuronaler Netze einer depressiver Reaktion einher. Die Depression wird somit zur Gewohnheit (Gewohnheit wird hier als eine Struktur der Bildung neuer neuronaler Schaltkreise verstanden). In der Entstehung einer Depression liegt ein Mechanismus, der sich in der frühen Kindheit formiert hat. Wenn es uns schlecht ging, wenn etwas weh tat, wenn wir weinten, kam unsere Mutter und tröstete uns. So wird beim Ausbruch von Depression unbewusst eine Hilfe von außen erwartet, die nicht kommt.
Übrigens: |
Einer Depression kommt meist Asthenie zuvor, ein Zustand der Kraft- und Antriebslosigkeit, der aus dem Gefühl der Ohnmacht resultiert.
Depressionen können endogen, exogen und reaktiv sein.
- endogen - genetische Prädisposition
- exogen - äußerer Auslöser
- reaktiv - Situationsbedingt
Die sogenannte Becks Triade, entwickelt vom US-amerikanischen Psychiater Aaron T. Beck, äußert sich in drei depressiven Gedankentypen:
- Es ist alles schlecht
- Ich bin ein Nichts
- Es gibt keine Zukunft
Wie kann man eine Depression von schlechter Laune unterscheiden?
Eine Depression nimmt ihren Anfang mit einem emotionalen Schub, der unsere Gefühlswelt durcheinanderbringt und anschließend in eine echte Depression übergeht. Die schlechte Laune oder Niedergeschlagenheit kann bereits ein Symptom sein. Hält solch eine niedergeschlagene Stimmung über Tage oder gar Wochen an, sollte man sich auf jeden Fall professionelle Hilfe suchen.
Während depressiver Schübe kapseln sich viele ein und meiden jegliche soziale Interaktion. Small Talks mit Arbeitskollegen, Nachbarn oder Familienangehörigen werden zu einer Qual. Bei depressiven Menschen ist auch die Erinnerung in negative Richtung verzerrt. Wenn sie gefragt werden, wie sie die letzte Woche erlebt haben, beschreiben sie ihren Zustand und die damit verbundenen Ereignisse schlimmer als sie wirklich waren. Der Negativismus wird somit erlebt und gelebt.
Religion und Philosophie
Aus religiös-philosophischer Sicht ist eine Depression ein Zustand seelischer Leere, hervorgerufen durch den Verlust eines Lebensziels. Besonders in den reichen Industrienationen versuchen Menschen, diese Leere durch den Konsum zu füllen, bis sie die Sinnlosigkeit des Strebens nach materiellen Dingen erkennen oder bis das Materielle einen nicht mehr befriedigt. Weniger anfällig für Depressionen sind Menschen in Ländern der Dritten Welt.[1] Wenn der Mensch nicht im Überfluss lebt, freut er sich eher über die kleinen Dinge im Leben.
Fußnoten
- ↑ Ob das wirklich der Fall ist oder einfach daran liegt, dass Depressionen dort weniger häufig diagnostiziert werden, muss noch hinreichend erforscht werden.