Moderne Legenden: Unterschied zwischen den Versionen
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;Beim Niesen schließt man die Augen, damit die Augäpfel durch den Überdruck nicht aus den Aughöhlen herausgedrückt werden: Der hohe Druck, der beim Niesen entsteht (der überigens 100 [[Torr]] erreichen kann), beschränkt sich lediglich auf die Atemwege. Der Reflex, der uns zwingt, die Augen zu schließen, ist dennoch nicht vollständig geklärt. Einer der gängigsten [[Hypothese]] zufolge verhindert der Körper damit, die ausgestoßenen Erreger wieder durch die Augen aufzunehmen. | ;Beim Niesen schließt man die Augen, damit die Augäpfel durch den Überdruck nicht aus den Aughöhlen herausgedrückt werden: Der hohe Druck, der beim Niesen entsteht (der überigens 100 [[Torr]] erreichen kann), beschränkt sich lediglich auf die Atemwege. Der Reflex, der uns zwingt, die Augen zu schließen, ist dennoch nicht vollständig geklärt. Einer der gängigsten [[Hypothese]] zufolge verhindert der Körper damit, die ausgestoßenen [[Erreger]] wieder durch die Augen aufzunehmen. | ||
;Man hört das Rauschen des eigenen Blutes, wenn man eine Muschelschale ans Ohr hält: Genaugenommen handelt es sich nicht um Muscheln, sondern um Meeresschnecken. Nein, es stimmt nicht. Es ist nicht das eigene Blut und schon gar nicht das Meeresrauschen, was man da hört, wenn man das Gehäuse einer Meeresschnecke ans Ohr presst, es sei denn, man befindet sich gerade am Strand. Denn die einfallenden Geräusche werden vom Scheckengehäuse reflektiert und überlagert und verzerrt. Man hört so ein diffuses Rauschen der Umgebungsgeräusche. | ;Man hört das Rauschen des eigenen Blutes, wenn man eine Muschelschale ans Ohr hält: Genaugenommen handelt es sich nicht um Muscheln, sondern um Meeresschnecken. Nein, es stimmt nicht. Es ist nicht das eigene Blut und schon gar nicht das Meeresrauschen, was man da hört, wenn man das Gehäuse einer Meeresschnecke ans Ohr presst, es sei denn, man befindet sich gerade am Strand. Denn die einfallenden Geräusche werden vom Scheckengehäuse reflektiert und überlagert und verzerrt. Man hört so ein diffuses Rauschen der Umgebungsgeräusche. | ||
Version vom 15. Januar 2019, 22:48 Uhr
Hier wird modernen Legenden, angeblichen Volksweisheiten und Stammtischwissen auf den Grund gegangen. Der Bereich wird kontinuierlich erweitert.
Schwangerschaft
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- Man sollte in der Schwangerschaft langsam mit dem Rauchen aufhören, da man ansonsten dem Kind schadet
- Das ist eine völlig unbegründete Annahme. Entzugserscheinungen beim ungeborenen Kind durch plötzliche Nikotinentwöhnung sind nicht bekannt.[1] Im Gegenteil: Jede konsumierte Zigarette schadet dem ungeborenen Kind erheblich.[2][3][4]
- Über die Bauchform kann man auf das Geschlecht des Kindes schließen
- Angeblich, so die Volksweisheit, deutet ein spitzer Bauch auf einen Jungen, ein breiter, runder hingegen auf ein Mädchen. Vor der Entwicklung der Sonografie in der Pränataldiagnostik suchte man nach verschiedenen Mustern, um das Geschlecht des Kindes vor der Geburt zu deuten. Die Form des Bauchs war eines davon. Die Wissenschaftler von der Johns Hopkins University in Baltimore unter der Leitung von Deborah Perry sind dem Gerücht auf den Grund gegangen. 1999 befragte das Team "104 schwangere Frauen, die noch nichts über das Geschlecht ihres Kindes wussten, nach ihren Vorahnungen und veröffentlichten das Ergebnis in der Zeitschrift Birth. Die Forscher untersuchten dabei auch die Legende von der Bauchform (...). Das Ergebnis: Es bestand nicht der geringste statistische Zusammenhang."[5][6][7]
- Man kann mit bestimmten Methoden Einfluss auf das Geschlecht des Kindes nehmen
- Viele Eltern wünschen sich Kinder eines bestimmten Geschlechts, oft, weil sie schon genug Söhne oder Töchter haben. Wiederum andere tun es aus gesellschaftlich-kulturellen Intentionen. In vielen Gesellschaften hat ein Junge bis heute mehr "Wert" als ein Mädchen. Manche schwören darauf, der richtige Zeitpunkt der Zeugung sei entscheidend, andere wiederum sind überzeugt, die Jahreszeit oder gar die Stellung sei entscheidend. Ist da was dran? Lässt sich das Wunschgeschlecht beeinflussen? Einige Tiere sind in der Tat in der Lage, das Geschlecht ihrer Nachkommen über Ernährung oder Umgebungstemperatur zu beeinflußen.[8] Trift dies auch auf den Menschen zu? Nein! Säugetiere einschließlich des Menschen haben ein chromosomales Geschlecht. Die Eizelle der Mutter enthält immer ein X-Chromosom, während die Samenzellen in ihrem Kern ein X- oder ein Y-Chromosom tragen. Das Geschlecht des Kindes hängt also davon ab, welche der Samenzellen zur Befruchtung gelangt. Bei XX-Kombination wird ein Mädchen geboren, bei XY ein Junge. Der Zufall also bestimmt das Geschlecht. Echte Sicherheit, gezielt einen Jungen oder ein Mädchen zu zeugen, wäre nur mit medizinischen Methoden wie der künstlichen Befruchtung möglich.[9][10]
Essen und Trinken
- Man sollte Salz ins Wasser geben, damit es schneller kocht
- Die verbreitete Omakochtipp, Wasser würde schneller kochen, wenn man Salz dazu geben würde, stimmt nicht. Sogar das Gegenteil ist der Fall, auch wenn der energetische Vorteil recht gering ist. Das gesalzene Wasser kocht erst bei 101 bis 102 °C. Der Grund für das Ansteigen des Siedepunkts ist eine veränderte spezifische Wärmekapazität des Salzwassers.[11]
- Warmer Apfelkuchen verursacht Bauchschmerzen, denn angeblich würde er im Bauch weitergären
- Für dieses Gerücht gibt es absolut keine wissenschaftlichen Ansätze. Es spielt gar keine Rolle, bei welcher Temperatur der Apfelkuchen verzehrt wird, denn weder warmer Teig allein noch die Früchte im warmen Kompott verursachen Bauchschmerzen. Zwar erzeugen Treibmittel wie Backpulver oder Hefe Kohlendioxid, das durchaus zu Blähungen führen kann, allerdings werden sie bei hohen Temperaturen unschädlich gemacht. Viel wahrscheinlicher ist, dass die verzehrte Menge des Kuchens für Bauchschmerzen sorgt, da warmer Apfelkuchen besonders unwiderstehlich ist.[12]
- Man darf tiefgefrorene Lebensmittel nicht wieder einfrieren, wenn man sie einmal aufgetaut hat
- Tiefgefrorene Lebensmittel dürfen trotz der Warnung auf der Verpackung mehrmals eingefroren und aufgetaut werden. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Zeit, in der das Lebensmittal aufgetaut ist, nicht zu lange dauert, damit die Keime keine Zeit haben, sich zu vermehren.[13]
- Kalkhaltiges Wasser verursacht Arterienverkalkung
- Die Arteriosklerose, im Volksmund Arterienverkalkung genannt, ist die häufigste Todesursache in westlichen Industrienationen. Die Ursachen von den Ablagerungen in den Blutgefäßen sind nicht hineichend erklärt. Als Risikofaktoren gelten Bluthochdruck, Übergewicht, Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus, Rauchen, fettreiche Ernährung und biologisches Alter. Den im Wasser gelösten Kalk, Calciumcarbonat, kann der Körper nicht ohne Fremdeinwirkung aufnehmen. Jedoch schon etwas Säure aus Früchten löst aus dem Calciumcarbonat das für den Körper notwendigen Calcium heraus. Der überschüssige Kalk wird einfach über den Darm ausgeschieden. Kalkhaltiges Wasser ist also nicht ungesund, sondern gesundheitsfördernd.[14][15]
Krebs
- Obst und Gemüse schützen vor Krebs
- Eine neue große Ernährungsstudie, die jetzt im Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht wurde, ergab, dass es keinen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Obst- oder Gemüseverzehr gibt. Untersucht wurden mehr als 9.000 Männer und 21.000 Frauen über einen Zeitraum von fast neun Jahren. Lediglich bei schweren Alkoholtrinkern wurde ein stärkerer vorbeugender Effekt beobachtet, der sich allerdings auf alkohol- und rauchbedingte Krebsarten beschränkte.[16][17][18]
- Haie bekommen keinen Krebs
- Leider sind diese graziösen Raubfische nicht vor der Krebsplage gefeit, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen. An der amerikanischen George Washington University gibt es ein Krebsregister der niederen Tierarten, das Krebsarten von unterschiedlichen Tieren verzeichnet. Haie kommen darin mit fast allen Krebsarten vor, wie den Tumoren im Hirn, in den Nieren, in Hoden, Haut und sogar in den Knorpeln. Entstanden ist der Mythos in der Alternativmedizin-Szene, die an dem Geschäft mit den Haifisch-Knorpeln ganz gut verdient. Jährlich werden bis zu 100 Millionen Haie für den skurrilen Markt mit den Haiknorpeln getötet.[19] Es gibt keine unabhängige wissenschaftliche Studie, die eine Wirkung von Haiknorpel bei menschlichen Krebserkrankungen belegt.[20]
Schlaf
- Pferde schlafen im Stehen
- Pferde haben ein geringeres Schlafbedürfnis als Menschen und schlafen oft nicht so tief wie wir. Zur richtigen Erholung benötigen aber auch Pferde einen Tiefschlaf und legen sich dafür hin - auf den Bauch oder flach auf die Seite. Dass die Tiere ausschließlich im Stehen schlafen würden, gehört definitiv ins Reich der Legenden.[21]
- Bei Vollmond schläft man schlechter
- Viele Menschen behaupten, bei Vollmond schlechter ein- oder durchschlafen zu können. Woran liegt das? Ist das der gravitative Einfluss des Erdtrabanten auf uns? Oder ist es das besonders helle Licht in den Vollmondnächten, das uns den Schlaf raubt? An der Gravitation kann es jedenfalls nicht liegen. Zum einen ist die gravitative Wirkung sehr klein (das Haus, in dem man schläft übt eine weit größere Anziehungskraft auf die sich darin aufhaltende Person aus), zum anderen ist sie genauso groß wie bei Neumond. Bisher wurde in keiner seriösen Studie ein Zusammenhang zwischen Vollmond und gestörtem Schlaf nachgewiesen. Die einzig plausible Erklärung wäre das als störend empfundene helle Licht, wovor man sich jedoch mit einer Jalousie schützen kann. Zumal fällt dieser Effekt in lichtüberfluteten Großstädten eher gering aus. Wahrscheinlicher ist es wohl, dass der schlichte Wunsch nach einer Erklärung für den gestörten Schlaf hier als Ursache dient.[22][23]
Verschiedenes
- Beim Niesen schließt man die Augen, damit die Augäpfel durch den Überdruck nicht aus den Aughöhlen herausgedrückt werden
- Der hohe Druck, der beim Niesen entsteht (der überigens 100 Torr erreichen kann), beschränkt sich lediglich auf die Atemwege. Der Reflex, der uns zwingt, die Augen zu schließen, ist dennoch nicht vollständig geklärt. Einer der gängigsten Hypothese zufolge verhindert der Körper damit, die ausgestoßenen Erreger wieder durch die Augen aufzunehmen.
- Man hört das Rauschen des eigenen Blutes, wenn man eine Muschelschale ans Ohr hält
- Genaugenommen handelt es sich nicht um Muscheln, sondern um Meeresschnecken. Nein, es stimmt nicht. Es ist nicht das eigene Blut und schon gar nicht das Meeresrauschen, was man da hört, wenn man das Gehäuse einer Meeresschnecke ans Ohr presst, es sei denn, man befindet sich gerade am Strand. Denn die einfallenden Geräusche werden vom Scheckengehäuse reflektiert und überlagert und verzerrt. Man hört so ein diffuses Rauschen der Umgebungsgeräusche.
- Menschen in Entwicklungsländern, die reine Bergluft atmen und sich "chemiefrei" ernähren erreichen oft ein biblisches Alter von 100 Jahren und darüber hinaus.
- Dass eine gesunde Lebensweise sich positiv auf die Lebenserwartung auswirkt, ist unumstritten. Jedoch fast alle Altersrekordler kommen aus Industrieländern des Nordens, aus Europa, Japan und Nordamerika. Obwohl Berichte von Überhundertjährigen wie Habib Miyan (139 Jahre) aus Indien, Moloko Temo (134 Jahre) aus Südafrika oder Tuti Yusupova (130 Jahre) aus Usbekistan die Theorie der vitalen Dritte-Welt-Menschen zu bekräftigen scheinen, sind diese leider unbestätigt. Als Grund, warum keine entsprechenden (verifizierten) Meldungen aus der „Dritten Welt“ kommen, in der der weitaus größere Teil der Weltbevölkerung lebt, wird unter anderem angesehen, dass wegen schlechter medizinischer Versorgung, Krankheiten, Ernährungsmangels, schlechter Bildung etc. die Menschen aus ärmeren Ländern eine geringere Chance haben, überhaupt erst die ersten hundert Jahre zu überstehen. Nachweislich der älteste Mensch der Welt war die Französin Jeanne Calment, die 122 Jahre, 5 Monate und 14 Tage alt wurde.[24]
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ 300 Fragen zur Schwangerschaft: Antworten aus der Beratungspraxis. Rat und Hilfe für den Alltag, Brigitte Holzgreve, S. 76, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2009
- ↑ Schwanger werden: Den richtigen Zeitpunkt finden; So steigern Sie ihre Fruchtbarkeit ganz natürlich, Mariel Croon, S. 43, Trias, 2005
- ↑ Frauengesundheit. Ein Leitfaden für die ärztliche und psychotherapeutische Praxis, Anita Riecher-Rössler und Johannes Bitzer, S. 391, Urban & Fischer Verlag, 2004
- ↑ HYPNOSE - Konzepte für Schwangerschaft und Geburt: Der Weg für eine sanfte, natürliche Geburt. Petra Egeling und Hans-Werner Egeling, Books on Demand, 2009, S. 195
- ↑ Zeit online, stimmt's, Rund, spitz - egal?
- ↑ Willi wills wissen. Wie kommen Babys auf die Welt? Ulrike Gerold, Baumhaus Verlag Frankfurt, 2007, S. 23
- ↑ Verrät die Bauchform das Geschlecht? Kinder.de
- ↑ Die temperaturabhängige Geschlechtsbestimmung kommt bei vielen eierlegenden Reptilien vor wie bei Schildkröten, Eidechsen und Krokodilen. Bei Ameisen spielen mehrere Faktoren eine Rolle wie Ernährung, Temperatur, Feuchtegehalt und sogar das Alter der Königin.
- ↑ Natürliche Familienplanung heute: Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. Elisabeth Raith-Paula, Petra Frank-Hermann, Günter Freundl und Thomas Strowitzki, Springer, Berlin, 2008, S. 15
- ↑ Campbell Biologie: Gymnasiale Oberstufe. Neil A. Campbell und Jane B. Reece, Pearson Studium, 2010, S. 191
- ↑ WDR 5, Leonardo. Die Kleine Anfrage: Kocht Wasser schneller mit oder ohne Salz?
- ↑ WDR 5, Die Kleine Anfrage: Verursacht warmer Apfelkuchen Bauchschmerzen?
- ↑ WDR 5, Leonardo
- ↑ WDR 5, Leonardo
- ↑ Wikipedia, Arteriosklerose
- ↑ DKG Krebsgesellschaft - Obst- und Gemüseverzehr als Krebsvorsorge
- ↑ Quarks&Co - Wie kann ich mich vor Krebs schützen?#Obst und Gemüse
- ↑ Gesundheit24 - Studie: Obst- und Gemüseverzehr kein Garant gegen Krebssseiten
- ↑ Das Mittelmeer. Fauna, Flora, Ökologie. Robert Hofrichter, Spektrum Akademischer Verlag, 2001
- ↑ Shark Info: Das brutale Geschäft mit Haiknorpel und Krebs
- ↑ WAS IST WAS, Band 27: Pferde, Kerstin Neumann und Marta Hofmann, Tessloff Verlag Ragnar Tessloff GmbH & Co. KG, 2010, S. 16
- ↑ Gesund leben - Schlafstörungen: Ursachen erkennen und behandeln. Tatjana Crönlein, Compact, 2010, S. 15
- ↑ Mit dem Arzt auf Augenhöhe. Das kann ich erwarten - Mögliches und Unmögliches in der Medizin. Hans-Willi Maria Breuer, humboldt, 2008, S. 136
- ↑ Wikipedia, Ältester Mensch
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