Leibeigenschaft: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Leibeigenschaft''' entstammt der [[Feudalismus|feudalen]] Gesellschaft und umschreibt ein Verhältnis zwischen den Bauern und dem Grundherrn, dem die Bauern einen Tribut zu leisten hatten. Es gibt keinen einheitlichen Begriff der Leibeigenschaft, da die Abhängigkeiten und Dienstverpflichtungen von Region zu Region schwankten. | |||
[[Bild:Russischer Photograph - Bauern begrüßen am Ostertag ihren Gutsherrn (Zeno Fotografie).jpg|thumb|300px|Russische Bauern begrüßen am Ostertag ihre Gutsherrin]] | |||
Der Begriff Leibeigenschaft geht auf die [[Mittelalter|mittelalterliche]] Formulierung ''mit dem lïbe eigen'' zurück. Zwar bestand die Leibeigenschaft bereits bei den [[Germanen]], ihre eigentliche Form erlangte sie auf dem europäischen Festkontinent im [[9. Jahrhundert|9.]]/[[10. Jahrhundert]]. Im östlichen Teil des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] wie Mecklenburg, Pommern oder Ostpreußen wurden die Zustände der Leibeigenschaft nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] besonders verschärft. | |||
Waren Bauern einmal unfrei, wurde dieser Status vererbt. Ähnlich wie in der [[Sklaverei]] wurden Kinder als Unfreie geboren. Aber auch Freie konnten in Leibeigenschaft geraten, wenn sie beispielsweise in wirtschaftliche Nöte gerieten. Für die unfreien Bauern galten Heiratsbeschränkungen bis ins [[17. Jahrhundert|17.]] und [[18. Jahrhundert]]. | |||
Im Gegensatz zu Sklaverei bestand in einem Leibeigenschaftsverhältnis beidseitige Verpflichtung. Bei Missernten hatte der Grundherr für seine Übergebenen zu sorgen. Deswegen strebten Leibeigene nicht immer die Freiheit an, da die Privilegien und Schutz des Grundherrn die vermeintliche Unabhängigkeit überwogen. Somit brachte die Aufhebung der Leibeigenschaft nicht immer gleich den gewünschten Effekt und Verbesserung der Lebensbedingungen für die Bauern. | |||
Die Unfreiheit der Bauern führte zu zahlreichen [[Bauernkriege]]n in der Geschichte. Nicht zuletzt die [[französische Revolution]] ging ursächlich auf die Missstände der Bauern zurück. | |||
== Chronologie der Abschaffung der Leibeigenschaft in Europa == | |||
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| Bologna, Italien||1256 | | [[Bologna]], [[Italien]]||[[1256]] | ||
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| Tirol||1342 | | [[Tirol]]||[[1342]] | ||
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| Fürstentum Walachei||1746 | | [[Fürstentum Walachei]]||[[1746]] | ||
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| Fürstentum Moldau||1749 | | [[Fürstentum Moldau]]||[[1749]] | ||
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| Österreich||1781 | | [[Österreich]]||[[1781]] | ||
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| Böhmen, Mähren und Schlesien||1781 | | [[Böhmen]], [[Mähren]] und [[Schlesien]]||[[1781]] | ||
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| Dänemark||1788 | | [[Dänemark]]||[[1788]] | ||
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| Frankreich||1789 | | [[Frankreich]]||[[1789]] | ||
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| Herzogtum Warschau||1807 | | [[Herzogtum Warschau]]||[[1807]] | ||
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| Rumänien||1863 | | [[Rumänien]]||[[1863]] | ||
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| | | [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel]]||[[1433]] | ||
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| | | [[Markgrafschaft Baden]]||[[1783]] | ||
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| | | [[Fürstentum Wied]]||[[1791]] | ||
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| | | [[Preußen]]||[[1794]] | ||
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| | | [[Fürstentum Lippe]]||[[1808]] | ||
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| | | [[Bayern]]||[[1808]] | ||
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| | | [[Herzogtum Nassau]]||[[1808]] | ||
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| | | [[Königreich Westphalen]]||[[1808]] | ||
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| | | [[Großherzogtum Hessen]]||[[1811]] | ||
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| | | [[Herzogtum Oldenburg]]||[[1814]] | ||
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| | | [[Königreich Württemberg]]||[[1817]] | ||
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| | | [[Mecklenburg]]||[[1822]] | ||
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| Königreich Hannover||1833 | | [[Sachsen]]||[[1832]] | ||
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| [[Königreich Hannover]]||[[1833]] | |||
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[[Kategorie:Geschichte]] | |||
[[Kategorie:Lesenswert]] |
Aktuelle Version vom 7. April 2021, 21:09 Uhr
Die Leibeigenschaft entstammt der feudalen Gesellschaft und umschreibt ein Verhältnis zwischen den Bauern und dem Grundherrn, dem die Bauern einen Tribut zu leisten hatten. Es gibt keinen einheitlichen Begriff der Leibeigenschaft, da die Abhängigkeiten und Dienstverpflichtungen von Region zu Region schwankten.
Der Begriff Leibeigenschaft geht auf die mittelalterliche Formulierung mit dem lïbe eigen zurück. Zwar bestand die Leibeigenschaft bereits bei den Germanen, ihre eigentliche Form erlangte sie auf dem europäischen Festkontinent im 9./10. Jahrhundert. Im östlichen Teil des Heiligen Römischen Reiches wie Mecklenburg, Pommern oder Ostpreußen wurden die Zustände der Leibeigenschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg besonders verschärft.
Waren Bauern einmal unfrei, wurde dieser Status vererbt. Ähnlich wie in der Sklaverei wurden Kinder als Unfreie geboren. Aber auch Freie konnten in Leibeigenschaft geraten, wenn sie beispielsweise in wirtschaftliche Nöte gerieten. Für die unfreien Bauern galten Heiratsbeschränkungen bis ins 17. und 18. Jahrhundert.
Im Gegensatz zu Sklaverei bestand in einem Leibeigenschaftsverhältnis beidseitige Verpflichtung. Bei Missernten hatte der Grundherr für seine Übergebenen zu sorgen. Deswegen strebten Leibeigene nicht immer die Freiheit an, da die Privilegien und Schutz des Grundherrn die vermeintliche Unabhängigkeit überwogen. Somit brachte die Aufhebung der Leibeigenschaft nicht immer gleich den gewünschten Effekt und Verbesserung der Lebensbedingungen für die Bauern.
Die Unfreiheit der Bauern führte zu zahlreichen Bauernkriegen in der Geschichte. Nicht zuletzt die französische Revolution ging ursächlich auf die Missstände der Bauern zurück.