Mining von Bitcoin: Unterschied zwischen den Versionen
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Sobald ein gültiger Block gefunden ist, wird er der Blockchain hinzugefügt, und der erfolgreiche Miner erhält eine Blockbelohnung (''Block Reward'') in Form von Bitcoins sowie die Transaktionsgebühren des Blocks. | Sobald ein gültiger Block gefunden ist, wird er der Blockchain hinzugefügt, und der erfolgreiche Miner erhält eine Blockbelohnung (''Block Reward'') in Form von Bitcoins sowie die Transaktionsgebühren des Blocks. | ||
== Vergütungssysteme beim Mining == | |||
Je nach Methode, wie Miner organisiert sind, unterscheidet sich die Art der Belohnung: | |||
=== Solo Mining === | |||
Beim '''Solo Mining''' versucht ein Miner, völlig eigenständig einen gültigen Block zu finden. Die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein, ist sehr gering – insbesondere bei der heutigen Mining-Schwierigkeit. Nur wer den gültigen Block findet, erhält: | |||
* die komplette Blockbelohnung (derzeit 3,125 BTC, Stand 2024) | |||
* alle enthaltenen Transaktionsgebühren | |||
→ Wenn kein gültiger Block gefunden wird, erhält man '''gar keine Vergütung'''. Daher ist Solo Mining wirtschaftlich nur für sehr große Mining-Farmen sinnvoll. | |||
=== Mining in Pools === | |||
Im '''Mining-Pool''' bündeln viele Miner ihre Rechenleistung. Sobald der Pool einen Block findet, wird die Belohnung anteilig an die Teilnehmer verteilt – abhängig vom geleisteten Anteil (''Hashrate''). | |||
'''Vorteile:''' | |||
* Regelmäßige, kleine Auszahlungen auch ohne selbst einen Block zu finden | |||
* Planbarere Einnahmen | |||
* Geringeres Risiko durch gemeinsame Blocksuche | |||
'''Vergütungssysteme in Pools (Beispiele):''' | |||
* '''PPS (Pay Per Share)''': Feste Auszahlung pro eingereichter Recheneinheit (''Share''), unabhängig vom Blockfund. | |||
* '''PPLNS (Pay Per Last N Shares)''': Auszahlung nur, wenn ein Block gefunden wird; anteilig nach Beiträgen der letzten N Shares. | |||
* '''FPPS (Full Pay Per Share)''': Wie PPS, aber auch Transaktionsgebühren werden anteilig mitverteilt. | |||
→ Die meisten Miner nutzen heute Pools, da Solo Mining mit haushaltsüblicher Hardware kaum noch praktikabel ist. | |||
'''Beispielrechnung:''' | |||
Ein Miner mit 1 % Poolanteil erhält bei einem Blockfund (3,125 BTC) etwa: | |||
→ '''0,03125 BTC''', abzüglich Pool-Gebühr (typisch 1–2 %). | |||
== Empfehlung für Einsteiger == | |||
Für Einzelpersonen ist die Teilnahme an einem '''renommierten Mining-Pool''' fast immer die bessere Wahl. Die Einstiegshürde ist niedriger, und die Einnahmen sind verlässlicher. | |||
→ Bekannte Pools: [[https://www.viabtc.com ViaBTC]], [[https://slushpool.com Slush Pool]], [[https://www.f2pool.com F2Pool]] | |||
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In Deutschland ist das Mining in der Regel | In Deutschland ist das Mining in der Regel '''nicht wirtschaftlich''', es sei denn, man hat Zugang zu extrem günstiger oder kostenloser Energie. | ||
== Mining mit Photovoltaik (PV) – Lohnt sich das? == | == Mining mit Photovoltaik (PV) – Lohnt sich das? == | ||
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* Möglichkeit, Mining-Hardware nur bei Solarstromüberschuss zu betreiben | * Möglichkeit, Mining-Hardware nur bei Solarstromüberschuss zu betreiben | ||
* Steuerlich ggf. absetzbar im Rahmen eines Gewerbebetriebs | * Steuerlich ggf. absetzbar im Rahmen eines Gewerbebetriebs | ||
* Im Winter kann die Abwärme zum Heizen benutzt werden. | |||
=== Nachteile === | === Nachteile === | ||
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* Laufzeit: 6 Stunden pro Tag (nur bei PV-Überschuss) | * Laufzeit: 6 Stunden pro Tag (nur bei PV-Überschuss) | ||
* Stromkosten: 0 € (Eigenstrom) | * Stromkosten: 0 € (Eigenstrom) | ||
* Jahresertrag (konservativ): ca. 0,05–0,1 BTC | * Jahresertrag (konservativ): ca. 0,05–0,1 BTC (Stand Mai 2025: 2.900 € - 5.800 €) | ||
* Gerätekosten: 2500–4000 € | * Gerätekosten: 2500–4000 € | ||
* → Amortisation nur möglich bei langfristig hohem BTC-Kurs und optimaler Auslastung | * → Amortisation nur möglich bei langfristig hohem BTC-Kurs und optimaler Auslastung | ||
'''Fazit''': Mining mit PV-Strom ist technisch möglich, aber nur in bestimmten Fällen wirtschaftlich – etwa wenn ohnehin Überschussstrom anfällt und keine besseren Einspeisevergütungen realisiert werden. | |||
== Wirtschaftliche Überlegungen == | == Wirtschaftliche Überlegungen == | ||
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Bitcoin-Mining steht wegen seines hohen Stromverbrauchs unter Kritik. Der weltweite Energieverbrauch des Netzwerks wird auf 100–200 TWh pro Jahr geschätzt – vergleichbar mit dem Stromverbrauch eines kleinen Landes. | Bitcoin-Mining steht wegen seines hohen Stromverbrauchs unter Kritik. Der weltweite Energieverbrauch des Netzwerks wird auf 100–200 TWh pro Jahr geschätzt – vergleichbar mit dem Stromverbrauch eines kleinen Landes. | ||
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* Standortwahl mit [[erneuerbaren Energien]] ([[Island]], [[Norwegen]], [[Kanada]]) | * Standortwahl mit [[erneuerbaren Energien]] ([[Island]], [[Norwegen]], [[Kanada]]) | ||
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Aktuelle Version vom 4. Mai 2025, 00:31 Uhr

Bitcoin-Mining bezeichnet den Prozess, durch den neue Bitcoins generiert und Transaktionen innerhalb des Bitcoin-Netzwerks verifiziert werden. Dieser Prozess ist ein zentrales Element des sogenannten Proof-of-Work-Konsensmechanismus und erfordert erhebliche Rechenleistung.
Funktionsweise
Beim Mining konkurrieren sogenannte Miner darum, als erste einen gültigen Block-Hash zu finden. Dieser Hash ist das Ergebnis einer kryptografischen Rechenaufgabe, die nur durch wiederholtes Ausprobieren gelöst werden kann. Sobald ein gültiger Block gefunden ist, wird er der Blockchain hinzugefügt, und der erfolgreiche Miner erhält eine Blockbelohnung (Block Reward) in Form von Bitcoins sowie die Transaktionsgebühren des Blocks.
Vergütungssysteme beim Mining
Je nach Methode, wie Miner organisiert sind, unterscheidet sich die Art der Belohnung:
Solo Mining
Beim Solo Mining versucht ein Miner, völlig eigenständig einen gültigen Block zu finden. Die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein, ist sehr gering – insbesondere bei der heutigen Mining-Schwierigkeit. Nur wer den gültigen Block findet, erhält:
- die komplette Blockbelohnung (derzeit 3,125 BTC, Stand 2024)
- alle enthaltenen Transaktionsgebühren
→ Wenn kein gültiger Block gefunden wird, erhält man gar keine Vergütung. Daher ist Solo Mining wirtschaftlich nur für sehr große Mining-Farmen sinnvoll.
Mining in Pools
Im Mining-Pool bündeln viele Miner ihre Rechenleistung. Sobald der Pool einen Block findet, wird die Belohnung anteilig an die Teilnehmer verteilt – abhängig vom geleisteten Anteil (Hashrate).
Vorteile:
- Regelmäßige, kleine Auszahlungen auch ohne selbst einen Block zu finden
- Planbarere Einnahmen
- Geringeres Risiko durch gemeinsame Blocksuche
Vergütungssysteme in Pools (Beispiele):
- PPS (Pay Per Share): Feste Auszahlung pro eingereichter Recheneinheit (Share), unabhängig vom Blockfund.
- PPLNS (Pay Per Last N Shares): Auszahlung nur, wenn ein Block gefunden wird; anteilig nach Beiträgen der letzten N Shares.
- FPPS (Full Pay Per Share): Wie PPS, aber auch Transaktionsgebühren werden anteilig mitverteilt.
→ Die meisten Miner nutzen heute Pools, da Solo Mining mit haushaltsüblicher Hardware kaum noch praktikabel ist.
Beispielrechnung:
Ein Miner mit 1 % Poolanteil erhält bei einem Blockfund (3,125 BTC) etwa: → 0,03125 BTC, abzüglich Pool-Gebühr (typisch 1–2 %).
Empfehlung für Einsteiger
Für Einzelpersonen ist die Teilnahme an einem renommierten Mining-Pool fast immer die bessere Wahl. Die Einstiegshürde ist niedriger, und die Einnahmen sind verlässlicher.
→ Bekannte Pools: [ViaBTC], [Slush Pool], [F2Pool]
→ Siehe: Proof of Work, Blockchain
Technische Voraussetzungen
Mindestvoraussetzungen für Mining zu Hause
Um überhaupt Bitcoins schürfen zu können, benötigt man:
- Eine Mining-Hardware (idealerweise ASICs, z. B. Antminer S19, WhatsMiner M50)
- Eine stabile und schnelle Internetverbindung
- Stromversorgung mit mindestens 800–3000 W pro Gerät
- Kühlung und Belüftung, besonders bei mehreren Geräten
- Mining-Software (z. B. CGMiner, BFGMiner)
- Beitritt zu einem Mining-Pool (z. B. ViaBTC, SlushPool) empfohlen
CPU- oder GPU-Mining ist für Bitcoin nicht mehr rentabel, da der Schwierigkeitsgrad (Difficulty) extrem hoch ist. Nur spezialisierte ASICs (Application-Specific Integrated Circuits) sind heute konkurrenzfähig.
Mining-Farmen
Professionelle Mining-Farmen bestehen aus hunderten bis tausenden ASIC-Maschinen in großen Hallen. Merkmale solcher Farmen:
- Industrielle Stromversorgung
- Effiziente Luft- oder Wasserkühlung
- Automatisiertes Monitoring
- Standortwahl nach Strompreis und Klima (z. B. Island oder Texas)
- Teilweise Kooperationen mit Energieversorgern oder Stromüberproduktion
Solche Farmen dominieren den Mining-Markt und erzeugen einen Großteil aller neuen Bitcoins.
Internationale Stromkosten – Wo lohnt sich Mining?
Da Stromkosten bis zu 90 % der Betriebskosten im Mining ausmachen, ist der Standort entscheidend. Hier ein Vergleich (Durchschnittswerte Stand 2024):
Land | Ø Strompreis (kWh) | Mining rentabel? |
---|---|---|
🇩🇪 Deutschland | 30–40 ct | ❌ Unrentabel (zu teuer) |
🇺🇸 USA (z. B. Texas) | 6–12 ct | ✅ Teilweise rentabel |
🇰🇿 Kasachstan | 4–6 ct | ✅ Günstig, aber politisch instabil |
🇨🇳 China (inoffiziell) | 3–7 ct | ❌ Verboten, aber versteckt aktiv |
🇷🇺 Russland | 4–8 ct | ✅ Günstig, aber rechtlich riskant, da widersprüchliche Gesetzeslage |
🇮🇸 Island | 5–7 ct | ✅ Ideal wegen Geothermie und Kälte |
🇸🇪 Schweden | 6–9 ct | ✅ Umweltfreundlich durch Wasserkraft |
In Deutschland ist das Mining in der Regel nicht wirtschaftlich, es sei denn, man hat Zugang zu extrem günstiger oder kostenloser Energie.
Mining mit Photovoltaik (PV) – Lohnt sich das?
Das Mining mit Strom aus einer eigenen PV-Anlage ist eine interessante Nischenstrategie, insbesondere bei Stromüberschuss im Sommer. Folgende Punkte sind entscheidend:
Vorteile
- Nutzung von Überschussstrom statt Einspeisung zu niedrigen Vergütungssätzen
- Geringere Umweltbelastung als konventionelles Mining
- Möglichkeit, Mining-Hardware nur bei Solarstromüberschuss zu betreiben
- Steuerlich ggf. absetzbar im Rahmen eines Gewerbebetriebs
- Im Winter kann die Abwärme zum Heizen benutzt werden.
Nachteile
- Geringe Laufzeit im Winter (nachts & bei schlechtem Wetter kein Solarstrom)
- Hohe Investitionskosten für PV + Batteriespeicher + ASICs
- Wirtschaftlichkeit hängt stark vom Eigenverbrauch, Einspeisevergütung und Laufzeit ab
- ASICs brauchen sehr konstanten Strom → Batteriespeicher fast zwingend notwendig
Beispielrechnung (vereinfacht)
- ASIC-Stromverbrauch: 3000 W
- Laufzeit: 6 Stunden pro Tag (nur bei PV-Überschuss)
- Stromkosten: 0 € (Eigenstrom)
- Jahresertrag (konservativ): ca. 0,05–0,1 BTC (Stand Mai 2025: 2.900 € - 5.800 €)
- Gerätekosten: 2500–4000 €
- → Amortisation nur möglich bei langfristig hohem BTC-Kurs und optimaler Auslastung
Fazit: Mining mit PV-Strom ist technisch möglich, aber nur in bestimmten Fällen wirtschaftlich – etwa wenn ohnehin Überschussstrom anfällt und keine besseren Einspeisevergütungen realisiert werden.
Wirtschaftliche Überlegungen
Break-Even-Rechnung
- Anschaffungskosten der Hardware
- Stromkosten (€/kWh)
- Mining-Schwierigkeit (Difficulty) und Blockbelohnung (derzeit 3,125 BTC pro Block, Stand 2024)
- Preisentwicklung von Bitcoin
- Wartungskosten und Hardwareverschleiß
→ Online-Rechner: Profitabilitätsrechner für Miner
Umweltaspekte
Bitcoin-Mining steht wegen seines hohen Stromverbrauchs unter Kritik. Der weltweite Energieverbrauch des Netzwerks wird auf 100–200 TWh pro Jahr geschätzt – vergleichbar mit dem Stromverbrauch eines kleinen Landes.
Lösungsansätze:
- Standortwahl mit erneuerbaren Energien (Island, Norwegen, Kanada)
- Mining nur bei Stromüberschuss („Grid Balancing“)
- Forschung zu effizienteren Konsensverfahren (z. B. Proof of Stake – bei Bitcoin allerdings nicht geplant)
Rechtliche Lage in Deutschland
In Deutschland ist Mining grundsätzlich erlaubt, aber steuerlich relevant. Mögliche Folgen:
- Gewerbeanmeldung bei regelmäßigem Mining
- Stromsteuerpflicht bei hohem Verbrauch
- Einkommen aus Mining ist steuerpflichtig
- Bei PV-Strom ggf. Wechsel zur gewerblichen Nutzung der Anlage
→ Beratung durch Steuerberater empfohlen!
Fazit
Bitcoin-Mining ist ein technisch spannender, aber wirtschaftlich komplexer Bereich. In Deutschland ist es wegen hoher Strompreise meist nicht rentabel – außer mit eigenem Solarstrom, idealer Hardware und günstigen Rahmenbedingungen. International lohnt sich Mining nur noch in wenigen Ländern mit sehr niedrigen Energiekosten.