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 :: Wissenschaft und Forschung ::
Neuroendokrine Tumoren - derselbe Krebs, verschiedene Achillesfersen
13.03.2006 | 11:33 Uhr

Beim Kampf gegen Krebs sollte der Arzt seine Waffen mit Bedacht w�hlen: Sogar bei derselben Krebsart k�nnen Medikamente individuell v�llig unterschiedlich wirken. Das zeigt eine Studie, die Mediziner der Universit�t Bonn zusammen mit Kollegen der kanadischen University of Alberta durchgef�hrt haben. Die Analyse umfasste 57 Patienten, bei denen so genannte neuroendokrine Tumoren gefunden worden waren. Sie wurden mit zwei Stoffen untersucht, die unterschiedliche Tumorzielstrukturen erkennen. Welche Substanz jeweils besser wirkte, hing unter anderem von der Aggressivit�t des Tumors ab. Bei mehr als der H�lfte der Patienten lie� sich durch den geeigneten Wirkstoff das Krebswachstum stoppen; bei manchen schrumpften die Tumoren sogar. Die Studie ist in der Februar-Ausgabe des renommierten Journal of Nuclear Medicine erschienen.


Durchf�lle, Hitzewallungen, Asthma, Hautprobleme, Alkoholunvertr�glichkeit: Neuroendokrine Tumoren k�nnen sich auf v�llig unterschiedliche Weise �u�ern. "Wenn die ersten Symptome auftreten, hat der Krebs meist schon gestreut", erkl�rt der Bonner Nuklearmediziner Dr. Samer Ezziddin. "Operativ l�sst sich die Erkrankung dann meist nicht mehr behandeln."

Gl�cklicherweise wachsen die Tumoren in der Regel relativ langsam. Dennoch kann die Erkrankung den Betroffenen das Leben zur H�lle machen: Viele Geschwulste bilden n�mlich Hormone, die beispielsweise das Verdauungssystem komplett durcheinander bringen k�nnen. "Die Patienten m�ssen dann 20 oder 30 Mal am Tag auf die Toilette", sagt Ezziddin. "Es ist ihnen damit kaum m�glich, ein einigerma�en normales Leben zu f�hren."

Radioaktives Etikett f�r kranke Zellen

Die Krankheit ist relativ selten; in der Bundesrepublik werden weniger als 3.000 Neuerkrankungen pro Jahr registriert. Am h�ufigsten sind neuroendokrine Tumoren des Magen-Darm-Traktes. Sie entstehen durch Mutation aus bestimmten Zellen im Verdauungssystem, die Hormone produzieren und dadurch den Verdauungsvorgang regulieren. Manche Tumoren "erben" diese F�higkeit, andere dagegen nicht. Au�erdem k�nnen sie sich in ihrer Teilungsrate deutlich unterscheiden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat daher die neuroendokrinen Tumoren in verschiedene Kategorien eingeteilt. "Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass Tumoren aus verschiedenen Kategorien auch mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden sollten", erkl�rt Dr. Ezziddin.

Die meisten neuroendokrinen Tumoren haben eine sch�ne Eigenschaft: Sie tragen auf ihrer Oberfl�che ungew�hnlich viele Rezeptoren f�r das so genannte Somatostatin. Mediziner machen sich das zunutze, indem sie an das Somatostatin eine Art radioaktives Etikett kleben. Die derart ver�nderte Substanz bindet in gro�en Mengen an die Krebszellen und wird von ihnen aufgenommen. Die strahlenden Zellen lassen sich dann sichtbar machen. Dieses Verfahren eignet sich sogar f�r die Therapie, da die radioaktive Strahlung die Tumorzellen sch�digt oder gar vernichtet. "Und zwar wirklich fast nur die Krebszellen", betont Ezziddin; "entsprechend gering sind die Nebenwirkungen. Viele Patienten merken von der Behandlung kaum etwas; andere klagen vor�bergehend �ber Unwohlsein."

Nachteil dieser Methode ist nur, dass sie nicht immer gleich gut funktioniert. Von den 57 Patienten, die der Nuklearmediziner zusammen mit Kollegen aus der Pathologie und der Abteilung f�r diagnostische Bildgebung aus Alberta untersucht hat, sprachen diejenigen mit einer besonders aggressiven Krebsvariante lediglich auf die Somatostatin-Pr�parate an. Bei langsamer wachsenden Tumoren half dagegen oft ein anderer Wirkstoff: Das ebenfalls radioaktive MIBG. "Krebszellen einer bestimmten Kategorie k�nnen noch Verdauungshormone bilden", erkl�rt Ezziddin. "Dazu nutzen sie MIBG f�lschlicherweise als Ausgangssubstanz, so dass sich die radioaktive Substanz ebenfalls in den Zellen anreichert und sie sch�digt." Gegen langsam wachsende Tumorzellen, die Hormone produzieren k�nnen, ist MIBG daher sehr gut geeignet.

Verschwinden lassen die Medikamente die Tumoren zwar nicht. Sie sch�digen die Geschwulste aber immerhin so stark, dass diese nicht mehr wachsen k�nnen. "Das klappt in mehr als der H�lfte der F�lle", sagt der Mediziner. Mindestens ebenso wichtig ist aber, dass die Krebszellen nach der Behandlung fast keine Hormone mehr aussch�tten. "Und damit verschwinden dann meist auch die qu�lenden Symptome."

Quelle: Pressemitteilung Uni Bonn





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